cycxcx
- Stilbeschreibung
"Zeit ihres Lebens war die Komponistin und Schülerin von Arnold Schönberg kaum bekannt. Ein grober Überblick zeigt, dass sie sich bei aller Verehrung für ihren Lehrer jedoch auch später nicht annähernd dessen Zwölftontechnik aneignete, sondern stets einer erweiterten Funktionstonalität treu blieb. Leider besaß Vilma von Webenau keinerlei Präsenz im Musikleben Österreichs, geschweige denn darüber hinaus. Lediglich der kaum wahrgenommene – »Club der Wiener Musikerinnen« brachte ihre Musik vereinzelt zur Aufführung."
Gramola: Klavierquartett/Cellosonate/Miniaturen - Vilma von Webenau (2024), abgerufen am 27.02.2025 [https://www.gramola.at/products/0881488240085]- Ausbildung
1895–1900 Wien: Privatunterricht Klavier (Cäcilia Frank)
1898–1899 Wien: Privatunterricht Komposition, Harmonielehre, Kontrapunkt (Arnold Schönberg)erste Privatschülerin Arnold Schönbergs gilt und zeitweise auch in München gelebt und bei Fritz Cortolezis studiert
- Tätigkeiten
Club der Wiener Musikerinnen: Mitglied
Wien: Lehrerin
Vilma (eig. Wilhelmine Eveline Maria): * 15.2.1875 Konstantinopel (Istanbul/TR), † 9.10.1953 Wien. Komponistin, Pianistin, Musikpädagogin. Sie war die Tochter von Arthur v. W. und Wilhelmine Caroline Freiin v. Geusau (* 2.12.1852 [Ort?], † 1.9.1922 Graz) und wuchs in Wien auf. Ab 1895 trat sie als Pianistin in Erscheinung und nahm vermutlich 1895–1900 Klavierunterricht bei Cäcilia Frank. 1899 gab sie ein Konzert in London. Daneben nahm sie ab 1898 oder 1899 (bis spätestens 1909) Unterricht in Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition bei A. Schönberg (in Wien und Berlin) und gilt somit als dessen erste Privatschülerin. Daneben pflegte sie auch Kontakte zu weiteren Mitgliedern der Wiener Schule. 1907 trat sie bei einem Schüler-Abend Schönbergs das erste Mal als Komponistin in Erscheinung. 1909 zog V. W. v. W. nach München, wo sie bis etwa 1912 Instrumentationsunterricht bei Fritz Cortolezis nahm, dem sie den Operneinakter Die Prinzessin (1918) widmete. Bis 1925 pendelte sie häufig zwischen Graz und Wien und gab neben ihrer Kompositionstätigkeit privaten Musikunterricht. Darüber hinaus hielt sie Vorträge an der Wiener Urania, an der Grazer MSch. Buwa, oder im Club der Wiener Musikerinnen, wo sie später auch eigene Kompositionen aufführen konnte. Einige ihrer Werke wurden im Wiener Musikverein und im Konzerthaus aufgeführt, hatten jedoch nur wenig Erfolg. Sie lebte zeitlebens in bescheidenen Verhältnissen und starb verarmt.
Die Enkelin von Julie Baroni–Cavalcabò (1813-1887) und Urenkelin der Universalerbin von Franz Xaver Mozart (1791-1844), Josephine Baroni–Cavalcabò (1786-1860), Vilma von Webenau wurde am 15. Februar 1875 in Konstantinopel geboren.
Ihr Vater, Arthur Edler von Webanau war Botschafter in Konstantinopel und ihre Mutter war Wilhelmine Caroline Freiin von Geusau.
Im Jahr 1855 kehrte die Familie nach Graz zurück, wo Vilma ihre Großmutter Julie Baroni–Cavalcabò, die sicherlich einen musikalischen Einfluss auf das Kind ausübte, kennen lernte. Vilma wurde in den Jahren 1898/99 die erste Privatschülerin für Komposition und Harmonielehre von Arnold Schönberg. Dies wird in der Korrespondenz im Schönberg – Nachlass belegt.
1907/08 hatte sie ihre ersten Auftritte als Pianistin und Komponistin in Wien u.a. in Konzerten die Arnold Schönberg organisierte.
Bei dem Münchner Hofkapellmeister Fritz Cortolezis (1878-1934) studierte sie dann von 1909-1912 Instrumentationslehre.
Im Jahr 1917 begann Vilma von Webenau musiktheoretische Vorträge im Verein der Musiklehrerinnen zu halten. Nach einer Unterbrechung nahm sie diese im Jahr 1929 wieder auf.
Auch Arnold Schönberg war Gast bei diesen Veranstaltungen.
Das Werk von Vilma von Webenau umfasst Lieder, 8 Opern, Orchestermusik, Kammer- und Klaviermusik.
Die Komponistin lebte bis zu ihrem Tod in Wien wo sie am 13. Oktober 1953 starb und dort auf dem Zentralfriedhof beigesetzt wurde.Leben
Vilma von Webenau wuchs in Wien auf und war dort Klavierschülerin von Cäcilie (von) Frank (1851–1936?), die im 1. Bezirk einen illustren musikalischen Salon betrieb und Klavierbegleiterin des Hellmesberger-Quartetts und von Arnold Rosé war. Von ihr erhielt sie eine umfassende künstlerische Ausbildung und absolvierte einige öffentliche Auftritte, die in lokalen Zeitungen besprochen wurden. Cäcilie (von) Franks Wohnung war zudem ein wichtiger Treffpunkt der Wiener musikalischen Welt. Mitschülerinnen von Vilma von Webenau waren unter anderem Grete Hinterhofer und Rosa Lemberger. In Wien wurde Vilma von Webenau die wohl erste Privatschülerin Arnold Schönbergs. Bei ihm nahm sie von 1898/99 bis 1902 Harmonielehre- und Kompositionsunterricht und folgte ihm im Jahr 1900 bei seiner Übersiedlung nach Berlin. Ende 1899 gab sie auch erfolgreich Konzerte in London.
Danach lebte sie als Musiklehrerin in Wien, wo ihre Werke erstmals 1907 öffentlich aufgeführt wurden.
Ein weiterer Lehrer von ihr war Fritz Cortolezis in München, wo sie um 1910 für mehrere Jahre in Krailling-Planegg (Dürerstraße 41F) lebte und sich ihren Lebensunterhalt wohl als Musik- und Klavierlehrerin verdiente. Sie war Mitglied im Club der Wiener Musikerinnen, der bis heute innerhalb der Frauenbewegung für ein Miteinander von Frauen und Männern eintritt. Neben Maria Bach (1896–1978) und Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857–1944) gehörte sie zu den profiliertesten Persönlichkeiten des Klubs. 1917/18 hielt Vilma von Webenau die musiktheoretische Vortragsreihe über Musik einst und jetzt im Verein der Musiklehrerinnen, dem Vorgängerverein des Clubs der Wiener Musikerinnen. Die sechs Vorträge fanden im Neuen Frauenklub in der Tuchlauben 11 in Wien statt. Zu Mathilde Kralik von Meyrswalden soll sie laut deren Biograf Rochus Kralik von Meyrswalden vermutlich eine lesbische Beziehung unterhalten haben.
Zu Vilma Webenaus Leben zur Zeit des Nationalsozialismus ist bislang noch nichts bekannt. Sie starb nach mehrtägigem Aufenthalt im Wiener Wilhelminenspital und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet, allerdings ist ein Grab nicht mehr auffindbar. Ein Nachlassakt hat sich hingegen erhalten. Ihr musikalischer Nachlass befindet sich in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, wo er erst vier Jahre nach ihrem Tod von ihrem Neffen Alexander Petschig eingebracht wurde.
Im Nachruf des Damenklubs hieß es: „Sie lebte und starb in ärmlichen Verhältnissen, auf den Ertrag ihrer Kleinrente angewiesen, in einem bescheidenen Kabinett im 21. Bezirk. Nie kam eine Klage über ihre Lippen, sie freute sich und war dankbar für jede Aufmerksamkeit, und die letzte Freude bereitete ihr die künstlerisch vollendete Wiedergabe ihrer sechs Lieder aus dem Zyklus „Irdische und himmlische Liebe“. Niemand von uns wusste von ihrer Erkrankung, von ihrem nahen Ende. Der liebevolle Weihnachtsgruß von der Leitung des Frauenklubs kam ungeöffnet zurück. Bescheiden, wie sie im Leben war, ging sie von uns.“
- Aufführungen (Auswahl)
1924 Elemer von John (b), Lola Rubinstein (pf), Mitglieder der Wiener Philharmoniker, Mitglieder des Wiener Sinfonie-Orchesters, Eduard Urban (dir), Wiener Konzerthaus: Ballade vom Spielmann (UA)
- Diskografie (Auswahl)
2024 Vilma von Webenau: Piano Quartet / Cello Sonata /Miniatures - Nina Karmin, Stefan Fehlandt, Alexander Hülshoff, Oliver Triendl (hänssler Classic)
2024 Vilma von Webenau: Cello Sonata - Alexander Hülshoff, Oliver Triendl (Single; hänssler Classic)- Literatur
2001 Haas, Gerlinde: Webenau Vilma von. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 385–389.
2006 Dehdari, Carolyn: Vilma Weber von Webenau: Die Marienlieder, Sommerlieder für Streichquartett und eine Sprechstimme. Undergraduate Honors Theses. Povo: Brigham Young University, abgerufen am 27.02.2025 [https://scholarsarchive.byu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1000&context=studentpub_uht].
2016 Vilma (Wilma) von Webenau. In: McVicker, Mary Frech: Women Opera Composers: Biographies from the 1500s to the 21st Century. Jefferson: McFarland & Company, S. 79.
2018 Brunner, Andreas: Vilma von Webenau. In: mdw-Webmagazin (30. April 2018), abgerufen am 27.02.2025 [https://www.mdw.ac.at/magazin/2018/04/30/vilma-von-webenau/].
2018 Brunner, Andreas: Historische Homosexualität: Muss man unbedingt "darüber" sprechen? In: derStandard (17. Mai 2018), abgerufen am 27.02.2025 [https://www.derstandard.at/2000079485245/historische-homosexualitaet-muss-man-unbedingt-darueber-sprechen].
2019 Vilma Webenau (1875–1953). In: Kappel, Elisabeth: Arnold Schönbergs Schülerinnen. Biographisch-musikalische Studien. Abhandlungen zur Musikwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 205–411.
2022 Becher, Christoph: Gehört wiederentdeckt: Vilma von Webenaus. In: Österreichischer Rundfunk (ORF) – Ö1 (07. Jänner 2022), abgerufen am 27.02.2025 [https://oe1.orf.at/artikel/689839/Gehoert-wiederentdeckt-Vilma-von-Webenaus].
2022 Wosnitzka, Susanne: Vilma von Webenau – verwehte Spuren? (11. Jänner 2022), abgerufen am 27.02.2025 [https://susanne-wosnitzka.de/vilma-von-webenau-verwehte-spuren/2022/01/11/].
2025 Wosnitzka, Susanne: Keine »unbedeutende Komponistin und Musiklehrerin« - Vilma von Webenau zum 150. Geburtstag. In: VAN Magazin (12. Februar 2025), abgerufen am 27.02.2025 [https://van-magazin.de/mag/vilma-von-webenau/].Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien. In: Annkatrin Babbe, Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts 12).
- Quellen/Links
biografiA: Webenau Vilma von
Oesterreichisches Musiklexikon online: Weber von Webenau (Webenau, von Webenau), Familie
Wikipedia: Vilma von Webenau
Wien Geschichte Wiki: Vilma von Webenau
Austria Forum: Vilma von Webenau
Hidden Harmonies: Vilma von Webenau
Komponistinnen.org: Vilma von Webenau
Klassika: Vilma von Webenau (1875–1953)
MUGI – Musik und Gender im Internet: Vilma Weber von Webenau
Certosa Verlag: Webenau, Vilma von (1875–1953)
Österreichische Nationalbibliothek - Nachlassverzeichnis: Vilma von Webenau
Podcast: Vilma von Webenau – URENKELIN MOZARTS?: Die Podcast-Serie mit der fabelhaften forensischen Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka. Ein Gespräch über Frauen, Musik & Kunst. Regula Stämpfli interviewt (Art is a Piece of Cake, 2023)
Podcast: Ein Faible für abrupte Schlüsse: Vilma von Webenau (WDR 3, 2024)- Accordion title
https://utheses.univie.ac.at/detail/1572#
https://www.deutschlandfunk.de/15-02-1875-die-komponistin-vilma-von-webenau-geboren-100.html
https://www.ardaudiothek.de/episode/kalenderblatt/komponistin-vilma-von-webenau-die-fast-vergessene/deutschlandfunk/14183159/
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 27. 2. 2025): Biografie Vilma von Webenau. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/212477 (Abrufdatum: 1. 3. 2025).