Planyavsky Peter © Musikuniversität Wien (20. Oktober 2018)
"Peter Planyavsky wurde 1947 in Wien geboren. Schon während der Schulzeit im Gymnasium wurde er Student an der Musikhochschule in Wien. Seine Lehrer waren Anton Heiller (Orgel, Komposition und Improvisation), Hilde Seidlhofer (Klavier) und Hans Gillesberger (Dirigieren). 1966 schloß er sein Studium mit Diplom in Orgel und Kirchenmusik ab. Im folgenden Jahr arbeitete er in einer Orgelbauwerkstatt - hauptsächlich war er mit Intonation und Montage beschäftigt. Ein weiteres Jahr verbrachte er als Organist im Stift Schlägl (Oberösterreich).
1969 wurde Planyavsky Domorganist am Stephansdom in Wien. Von 1983 bis 1990 war er als Dommusikdirektor für das gesamte musikalische Programm verantwortlich. Höhepunkte seiner Tätigkeit waren Aufführungen der h-Moll-Messe von Bach (mit dem Dallas Symphony Chorale) und des Mozart-Requiems anläßlich der Beisetzung von Kaiserin Zita. - Anfang 1991 kehrte Planyavsky wieder in seine frühere Position als Domorganist zurück, um sich - vor allem in Hinblick auf die neue Domorgel - ganz auf diesen Sektor zu konzentrieren. 2005 beendete er auf eigenen Wunsch seine Tätigkeit am Stephansdom, da mit den Verantwortlichen kein Konsens über Personen und Zielsetzungen in der Dommusik gefunden werden konnte.
Als Dirigent hat er sich vor allem der etwas vernachlässigten Literatur für Orgel und Orchester zugewandt (z. B. Guilmant, Peeters, Rheinberger, Jongen, Heiller), wobei er selten oder noch nie in Österreich gespielte Konzerte aufführte (z. B. von Alfredo Casella, Howard Hanson, Leo Sowerby, Ottorino Respighi, Aaron Copland, Jean Langlais).
1980 bis 2012 war Peter Planyavsky Professor für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik in Wien; 1996-2003 war er auch Leiter der Abteilung für Kirchenmusik. Darüber hinaus widmet er sich immer wieder der kirchenmusikalischen Basisarbeit und schreibt Artikel in Fachzeitschriften.
Konzertreisen und Meisterkurse haben Peter Planyavsky in fast alle Länder Europas geführt sowie nach Japan, Australien, Südafrika, Hongkong, Korea, USA und Kanada. In seinen Meisterkursen behandelt er Heiller, Mendelssohn, Brahms und Barockmusik, vor allem aber Improvisation und Liturgisches Orgelspiel. Außerdem war er Juror bei mehr als 50 Wettbewerben (Haarlem, St. Albans, Nürnberg, Chartres, Paris, Odense, Brno etc.).
Peter Planyavsky hat den ersten Preis bei den Internationalen Improvisationswettbewerben in Graz, Österreich (1968) und Nürnberg, Deutschland (1974) gewonnen. 1976 wurden ihm der Förderungspreis der Stadt Wien sowie der Kunstpreis der Firma Sandoz verliehen. 1991 erhielt Planyavsky den Staatlichen Förderungspreis für Chorkomposition und 2005 den Würdigungspreis der Republik Österreich für sein bisheriges Gesamtwerk. Er hat an die 20 Schallplatten bzw. CDs mit Orgelsolowerken aufgenommen - darunter das Gesamtwerk von Johannes Brahms (DEUTSCHE GRAMMOPHON, 1982) sowie das Gesamtwerk von Felix Mendelssohn (MOTETTE, 1991).
Peter Planyavsky komponiert Orgel-, Chor- und Orchestermusik. Die meisten Werke sind bei DOBLINGER, Wien/München, verlegt; Chorsätze und Choralbearbeitungen sind in verschiedenen Sammlungen enthalten. Praktisch alle Werke sind als Aufträge entstanden oder hatten vor Beginn der Komposition bereits ein konkretes Aufführungsdatum. Ein Spezialgebiet von Planyavskys kompositorischer Tätigkeit ist die Parodie. Von den größeren Werken dieser Art ist „Der zufriedengestellte Autobus“ (über 50x aufgeführt), die Parodie éiner Bachkantate, über 40mal aufgeführt worden.
2017 Promotion zum Doktor der Philosophie (PhD) an der Musikuniversität Graz; Thema der Dissertation: „Zu Kompositionstechnik und Ästhetik im Werk Anton Heillers“."
Peter Planyavsky: Biographie, abgerufen am 30.10.2024 [http://www.peterplanyavsky.at/index.php?option=com_content&task=view&id…]
Stilbeschreibung
"Zuallererst bin ich von Anton Heiller stilistisch beeinflußt, dessen Schüler ich in meiner "formbarsten" Zeit acht Jahre hindurch gewesen bin; im weiteren Sinn haben die französischen Orgelkomponisten der Gegenwart (Jehan Alain, Olivier Messiaen etc.) auf mich eingewirkt. Im vokalen Bereich - vor allem in der liturgischen Musik - sind für mich Textverständlichkeit und Textausdeutung oberste Anliegen; dadurch ergibt sich eine Wort-Ton-Bezogenheit, die eher auf barocke Vorbilder zurückgeht (Heinrich Schütz), ungeachtet der harmonischen Sprache. Da ich praktisch alles auf Anregung bzw. im Auftrag schreibe, gehe ich prinzipiell auf die vorgegebenen Realisierungsmöglichkeiten ein, insbesondere was den Chor betrifft. Sinnlichkeit kommt bei mir allemal vor Konstruktivischem."
Peter Planyavsky (1996), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 847.
Auszeichnungen
1968 Internationaler Improvisationswettbewerb (Graz): Erster Preis
1974 Internationaler Improvisationswettbewerb (Nürnberg): Erster Preis
1976 Stadt Wien Förderungspreis
1976 Kunstpreis der Firma Sandoz
1991 Republik Österreich Staatlicher Förderungspreis für Chorkomposition
2005 Republik Österreich Staatlicher Würdigungspreis für das Gesamtwerk
Ausbildung
mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Klavier Seidlhofer Hilde
mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Dirigieren Gillesberger Hans
1959 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Orgel Heiller Anton
1959 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Improvisation Heiller Anton
1959 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Heiller Anton
1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Diplom für Kirchenmusik und Orgel
Tätigkeiten
1967 Arbeit in einer Orgelbauwerkstatt (Intonation und Montage)
1968 Stift Schlägl Organist
1969 - 1983 Stephansdom Domorganist
1977 seitdem Jurytätigkeit bei internationalen und österreichischen Musikwettbewerben
1980 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien seitdem Professor für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel
1983 - 1990 Stephansdom Dommusikdirektor mit Verantwortung für das gesamte musikalische Programm
1991 - 2005 Stephansdom Domorganist
1996 - 2003 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Leiter der Abteilung Kirchenmusik
2013 Vorträge an der Eastman School of Music und an der Yale Universität
2014 Meisterkurs für Improvisation/Orgelwerk zu Mendelssohn (Koszalin/Polen)
Dirigent der großen Werken der Kirchenmusik, besonderer Schwerpunkt gilt dem vernachlässigten Sektor der Konzerte für Orgel und Orchester
kirchenmusikalische Basisarbeit und Artikel in Fachzeitschriften
Aufnahme von an die 20 CDs und Schallplatten mit Orgelsolowerken
Konzertreisen und Meisterkurse in fast allen Ländern Europas sowie in Japan, Australien, Südafrika, Hongkong und den USA
Radio Stephansdom Wien Gestaltung und Moderation der Orgelsendung "Hauptwerke und Positive"
Schüler:innen (Auswahl)
Maria Prochazka, Ruth McGuire
Aufträge (Auswahl)
Burgtheater Wien
Internationale Chorakademie Krems
Arnold Schönberg Chor
The European Choral Association - Europa Cantat
verschiedene Diözesen Österreichs
Aufführungen (Auswahl)
zahlreiche Aufführungen in Österreich, Deutschland, USA
2012 Wien mass.brass.org - Suite für Bläser und Orgel
2013 Amsterdam Drei Impromptus "Kray - Pößneck - Amsterdam"
Diskographie:
- 2012: Klangerlebnis Orgel. Konzertmitschnitt von 23.09.2012 (Klangerlebnis Orgel)
- 2012: Orgellandschaft Oberösterreich XVI (Studio Weinberg)
- 2007: Peter Planyavsky, Orgelwerke, 3 CDs (Motette CD)
- 2004: P.P. Bach: Der zufriedengestellte Autobus (Motette CD)
- 2002: Camille Saint-Saens. Ausgewählte Orgelwerke (Motette CD)
- 2002: Improvisationen in Bremen und Brixen (Motette CD)
- 2002: Cesar Franck. Ausgewählte Orgelwerke (Motette CD)
- 2002: Französische Orgelmusik (Psallite CD)
- 2001: Wiener Motette (Motette CD)
- 1998: Glocken und Orgelimprovisationen (Motette CD)
- 1994: Orgelmusik in der Pfarrkirche St. Martin, Klosterneuburg (WAR)
- 1992: Orgelwerke von Johann Sebastian Bach (Camerata Tokyo)
- 1991: Neue Domorgel im Stephansdom (Motette CD)
- 1991: Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das Orgelwerk. Vol 1-3 (Motette CD)
- 1990: Orgelkonzert im Dom zu Wiener Neustadt (DOM)
- 1990: Peter Planyavsky plays Tsuji Organ (Japan)
- 1989: Franz Schmidt. Festliche Musik für Orgel und Bläser (DDD)
- 1983: Orgelwerke von Johannes Brahms (Deutsche Grammophon)
Literatur
1979 Goertz, Harald (Hg.): PLANYAVSKY, PETER. In: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Wien: Doblinger, S. 68–69.
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): PLANYAVSKY Peter. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. 115–116.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): PLANYAVSKY Peter. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 846–850.
mica-Artikel: Ein Leben nach dem Stephansdom - Peter Planyavsky feiert seinen 65er (2012)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 10. 2024): Biografie Peter Planyavsky. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/61944 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).