
Shih © Fotografin: Uta Köstler. Mit freundlicher Genehmigung von Doblinger Musikverlag
1950 in Taipeh geboren. 1974 Übersiedelung nach Österreich und Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 1984 österreichischer Staatsbürger. Lebt und arbeitet als freischaffender Komponist und Privatlehrer in Wien.
Stilbeschreibung
"Es ist schwer, die Kompositionen Shihs in die Schubladen abendländischer Musikrezeption einzuordnen. Zu kontroversiell ist sein Schaffen, um normierende Definitionen zuzulassen. Formsuche und zugleich Formskepsis, Ausdrucksvielfalt und gleichzeitig absolute Beschränkung und Enthaltsamkeit stehen im Schaffen gleichberechtigt nebeneinander. [...] Bereits in den frühen Kompositionen wird Shihs Abwendung vom eingängigen äußeren Effekt deutlich. Auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Ausnotierung, der metrischen, dynamischen und rhythmischen Festlegung der Musiker durch ein starres Partiturkorsett, zeichnet seine Kompositionen aus. Die Schwerelosigkeit, die Shihs Musik atmet, resultiert zu einem nicht geringen Teil aus diesem Umstand, dem Interpreten durch "Freiräume" Zugänge zum Werk zu schaffen."
Doblinger Musikverlag (2002): SHIH, abgerufen unter 15.4.2025 [https://www.doblinger-musikverlag.at/de/komponistinnen/shih-195]
"Formalismus ist meine Sache nicht: Meine Musik kommt aus der Emotion. Sie spürt der inneren Bewegung nach, setzt psychische Prozesse in Tonsprache um - und das aus doppelter Perspektive: der des Analytikers wie der des Analysierten selbst. Die Ausdrucksmittel ergeben sich infolgedessen von allein: Der innere Monolog verträgt keine aufgesetzten Effekte, lebt eher von Enthaltsamkeit als von Programmatik. Schwerelosigkeit heißt das Ziel, und damit dieses Ziel erreicht wird, sind auch dem Interpreten beträchtliche Freiheiten eingeräumt: Er soll in die Lage versetzt werden, mein Werk zu dem seinen zu machen."
Shih (1997), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 1009.
Ausbildung
1969 Taipeh Taipeh: Musik- und Ballettstudien, 1969 Matura an einem Realgymnasium
1974 - 1983 Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien Harfe Miller Adelheid, Komposition David Thomas Christian - Diplom
Taipeh Musik- und Ballettstudien
Tätigkeiten
1984 Hainfeld Musikschule Hainfeld: Lehrtätigkeit (Klavier, Komposition)
1984–heute Privatlehrer und freischaffender Komponist
Aufträge (Auswahl)
Pocket Opera Company Nürnberg
Europäisches Zentrum der Künste Hellerau
Wiener Konzerthausgesellschaft
Joseph Haydn Kammerensemble Leipzig
Amnesty International
Stadt Wien
ORF - Österreichischer Rundfunk
Aufführungen (Auswahl)
1986 Incontro con la lirica internazionale Roma
1996 Hörgänge - Musik in Österreich Die Überquerung des Flusses - Kammermusikalische Episode nach einem Motiv von Marguerite Duras
1997 ORF - Österreichischer Rundfunk Radiokulturhaus - Großer Sendesaal Porträtkonzert
1999 Wien Modern
2000 Musikwerkstatt Wien Künstlerhaus Wien Vatermord - Kammeroper in neun Episoden
2002 ÖGZM - Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik Spuren - Vier Lieder nach Gedichten von Franz Hrastnik
2004 Berliner Kammeroper Berlin Vatermord - Kammeroper in neun Episoden
2004 ORF - Österreichischer Rundfunk Radiokulturhaus - Großer Sendesaal Jubiläumskonzert anlässlich des 10jährigen Bestehens der Sendereihe Zeitton
2005 Wiener Konzerthausgesellschaft Wiener Konzerthaus Der letzte Walzer - für Klavier allein
2006 Münster KlangZeit Münster, Städtische Bühnen Ein Takt für neun
2007 Peking Ein Takt für Pi-Pa und Streichquartett
2007 Peking 5. Beijing Modern Music Festival Ein Takt für Pi-Pa und Streichquartett
Aufführungen in Deutschland, USA, Dänemark, Ungarn, Taiwan u.a.
Auszeichnungen
1994 Europäisches Zentrum der Künste Hellerau Kompositionspreis "Blaue Brücke" Vatermord - Kammeroper in neun Episoden
2005 Amt der Wiener Landesregierung Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Alban Berg Stiftung Stipendium
Pressestimmen
24. Oktober 2004
"Die Musik setzt wie die Inszenierung auf vielschichtige Emotionen, die das Orchester und Dirigent Peter Aderhold impulsiv ausleben. Im vibrierenden, wimmernden und wütenden Hexenkessel existiert Liebe nicht ohne Haß, Verführung nicht ohne Angst, Mordlust nicht ohne Verzweiflung. [Anm.: über die Kammeroper 'Vatermord]"
Berliner Morgenpost
Literatur
1997 Günther, Bernhard (Hg.): SHIH. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 1009–1010.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 15. 4. 2025): Biografie Shih. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/71380 (Abrufdatum: 18. 4. 2025).