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López Jorge E.

First Name
Jorge E.
Family Name
López
erfasst als
Komponist:in
Genre
Neue Musik
Geburtsjahr
1955
Geburtsort
Havanna
Geburtsland
Kuba
Jorge E. López

Jorge E. López © Katalin Moldvay 

1960 wanderte Lopez' Familie in die USA aus, wo er in New York und Chicago Kindheit und Jugend verbrachte. Im Frühjahr 1977 Umzug nach Portland (Oregon), dort entstehen Film- und Videoarbeiten gefolgt von vielen Reisen durch den amerikanischen und kanadischen Westen. In den späten 1980er-Jahren längere Aufenthalte in Deutschland, 1990 schließlich der Umzug nach Europa und Reisen nach Island. Seit 1991 Wohnsitz im Mölltal (Oberkärnten, Österreich), seit November 2008 Wohnsitz in Wien.

Stilbeschreibung
"Zwei Sätze aus der Lektüre von Nietzsche habe ich nie vergessen: "Das Sitzfleisch ist [...] die Sünde wider den heiligen Geist. Nur die ergangenen Gedanken haben Werth. - Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.""
George Lopez (1994), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 705.

Auszeichnungen
1988 Heinrich-Strobel-Stiftung: Förderpreis 
1990 Ernst von Siemens Musikstiftung: Förderpreis 
1994 Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG: Erste Bank Kompositionspreis (Tagebucheintragungen 1975-79)
1995 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur: Staatsstipendium für Komposition 
2001 Austro Mechana - Gesellschaft zur Verwaltung und Auswertung mechanisch musikalischer Urheberrechte GesmbH Publicity Preis 
2006 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur: Staatsstipendium für Komposition 
Akademie der Künste Berlin Förderpreis 
Paul-Sacher-Stiftung, Basel: Förderpreis 

Ausbildung
1970 erste Kompositionsversuche, angeregt durch die Musik von Charles Ives, Gustav Mahler, Alban Berg, Olivier Messiaen, Karlheinz Stockhausen, Iannis Xenakis 
1971 - 1976 California Institute of Arts: Komposition und Analyse (Morton Subotnick, Leonard Stein) bzw. Film, Ästhetik (Don Levy), danach Vernichtung fast aller frühen Arbeiten 
1979 - 1982 Seattle Studium der Biologie 
kompositorisch vornehmlich Autodidakt 

Tätigkeiten
1976 - 1977 Aufenthalt in Chicago als Fabriksarbeiter, danach in Idaho und Arizona
1979 Umzug nach Seattle, Arbeit u.a. als Filialleiter in einem Pornokinogeschäft
1981 - 1982 Wiederaufnahme des Komponierens
1983 Umzug ins Methow Valley (Washington); Forst- und Landarbeit, intensive Beschäftigung mit Umweltpolitik
1987 seitdem längere Aufenthalte in Deutschland, erste Orchesteraufführung in Donaueschingen im Oktober 1987
1990 endgültiger Umzug nach Europa als freischaffender Komponist
2000 - 2003 Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) Karlsruhe Gastkünstler (Bild- und Klanggestaltung)
2008 Wien seitdem als freischaffender Komponist tätig
2008 einwöchiges Seminar in dem Konservatorium von Córdoba (Spanien)
2010 Barcelona Gastprofessur (ein Semester) in der Escola Superior de Música de Catalunya (Barcelona) ab Mitte September 2010
2013 eintägiges Allan Pettersson Seminar (Symphonien 6 und 11) am Wiener Privatkonservatorium (01/2013), und an der Musikhochschule Karlsruhe (12/2013)

Aufträge (Auswahl)
1993 Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG: Tagebucheintragungen 1975-79
2016 Wien Modern, ORF Radio Symphonieorchester Wien, Philharmonie Luxembourg: Symphonie Nr. 4

Aufführungen (Auswahl)
1987 SWR Symphonieorchester, Michael Andreas Gielen (Leitung), Donaueschinger Musiktage (Deutschland): Landscape with Martyrdom (UA)
1989 Ensemble Modern Frankfurt, Peter Eötvös (Dirigent), Saarbrücken (Deutschland): Blue Cliffs (UA)
1991 ORF Radio Symphonieorchester Wien, Mario Venzago (Dir), Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Graz: Breath-Hammer-Lightning (UA)
1993 SWR Symphonieorchester, Michael Andreas Gielen (Dirigent), Sallaberger Oswald (Dirigent), Stefan Schmitt (Ko-Dirigent), Frankfurt am Main (Deutschland): Dome Peak (UA) 
2002 Klangspuren - Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz Schwaz in Tirol Ho sempre fatto il comodo mio e sempre lo farò!
2002 Klangspuren - Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz Schwaz in Tirol Hin zur Flamme!
2005 Wiener Konzerthaus: Gebirgskriegsprojekt
2006 Arnold Schönberg Center, Wien: Dehnbare Puppe mit Reißverschluß
2006 Klangforum Wien, Stefan Asbury  (Leitung), Wiener Konzerthaus: Kammersymphonie Nr. 1 (UA) 
2010 Klangforum Wien, Enno Poppe (Leitung), Wien Modern - Klangforum Wien / Müller / Poppe, Wiener Konzerthaus: Kammersymphonie Nr. 2 (UA)
2013 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Brad Lubman (Dirigent), München: Symphonie Nr. 3 (UA)
2016 ORF Radio Symphonieorchester Wien, Cornelius Meister (Dirigent) Wien Modern - Eröffnungskonzert, Wiener Konzerthaus: Symphonie Nr. 4 (UA)

Pressestimmen
2005
Verfremdung und Entfremdung
Lopez' mitunter fast mythisch anmutende Affinität zu Gebirgslandschaften ist bekannt. Als thematische Orientierung dient ein wiederkehrendes "Duett" von Horn und Wagnertuba, dunkle Assoziationen an das romantische Doppelgänger-Motiv weckend. Dunkel ist insgesamt der Grundklang des Quintetts, bizarr oft und grell in der Gestik, wenn sich am Ende ein tänzerisches Thema aus den Klanggestalten herausschält. Lopez, der selbst einmal Hornist werden wollte, "rächt" sich hier an den nachfolgenden Kollegen, indem er dem Horn fast unüberwindbare technische Schwierigkeiten in die Ventile hineinkomponierte, so dass aus dem Quintett in der Uraufführung ein Sextett wurde, weil sich zwei Horn-Spieler zur Besteigung des aufgetürmten Technik-Gipfels verbünden mussten. 
Neue Musikzeitung (Gerhard Rohde) 

1. Oktober 2002
Die Tiefe tönt aus den Ecken des Konzertraumes: Dort sind die strukturell entscheidenden Kontrabassinstrumente positioniert. Auch sonst ist der Kreis der Solisten um das Publikum - er wird sich nach zwei bis drei Minuten zu einem ersten Tutti schließen - reich an Querverbindungen. Über die Zuschauer legt sich so ein akustisches Netz, da gerade die (schräg) gegenüberliegenden Instrumente einander zuspielen. [...] Schatten vergessener Ahnen steht dem Hauptwerk komplementär gegenüber - und ist fraglos näher an der Gegenwart. In einem der 349 Takte - es ist der 267. - befreit sich das Ensemble in reiner Anarchie. Als Erwiderung auf eine Phase bedrohlichen, nur den "conductor" befriedigenden Gleichschrittes, wird plötzlich das gesamte Stück (krebsgängig) in einen einzigen Takt gepresst. Die fulminante Wirkung dieses Zeitraffers sich vorzustellen, hat man 266 Takte lang Zeit.
Südweltrundfunk (Christoph Becher) 

2001
Ein Thriller ohnegleichen. Spannung bis zum Zerreißen. Wenn die Streicher mit dem Bogen über die Saiten fahren, steigert sich der Klang zu massiver Wucht. Anspannung und Loslassen - der dämonische Dramaturg Lopez weiß um die Kraft, die instrumentale Wirbel evozieren. Ebenso aber auch um versprengte Irritation durch Soloinsturmente.
Skug (Alfred Pranzl)

Veröffentlichungen:

  • Gebirgskriegsprojekt (DVD, Wergo Edition ZKM 2061 5)
  • Das Auge des Schweigens (CD, Durian 013-2)
  • Blue Cliffs (CD, Durian 013-2)
  • Breath-Hammer-Lightning (erste Fassung, CD, ORF MP 91 09)
  • Landscape with Martyrdom (CD, Intercord / EMI 544 058-2, vergriffen)

Literatur
1997 Günther, Bernhard (Hg.): LOPEZ Georg. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 705706.

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 10. 2024): Biografie Jorge E. López. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/59294 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).