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Theiler Christoph

Vorname
Christoph
Nachname
Theiler
erfasst als
Interpret:in
Komponist:in
Solist:in
Ausbildner:in
Genre
Neue Musik
Instrument(e)
Klavier
Geburtsjahr
1959
Geburtsort
Ebermannstadt
Geburtsland
Deutschland
Christoph Theiler

Christoph Theiler © Christoph Theiler

"Christoph Theiler lebt seit 1982 in Wien. 
Er studierte Klavier bei Erich Appel in Nürnberg, bei Edgar Trauer in Stuttgart und bei Leonid Brumberg in Wien. Schlagzeug bei Hermann Schwander in Nürnberg.
Als Komponist ist er Autodidakt.
Zunächst entfaltete er eine reichhaltige Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker. Diese beendete er 1998, um sich ausschließlich der Komposition zu widmen. 1995 gründete er mit der Regisseurin Renate Pittroff das Theater „meyerhold unltd.“ und in der Folge die Künstlergruppe wechselstrom, die in Wien einen off space für experimentelle Kunstprojekte betreibt. Dort wurden inzwischen Arbeiten von über 100 internationalen KünstlerInnen (Video, Bildende Kunst, Performances, Installationen, Lesungen, Konzerte) präsentiert.

Seit 1997 arbeitet er im Bereich Hörspiel und experimentelle Radiokunst.
Neuere Werke sind im Bereich Multimedia, Klanginstallation, Performance, Intervention und Social Sculpture angesiedelt. Sein Werkkatalog umfasst ca. 100 Kompositionen, 40 Theater- und Hörspielmusiken und 70 interdisziplinäre Arbeiten.

Konzerte und Aufführungen in Österreich, Deutschland, Schweiz, ehem. Jugoslawien, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, England, Frankreich, Südamerika, USA, Canada und Russland.
Festivals: Int. Ferienkurse für Neue Musik Darmastadt, ICLI (International Conference on Live Interfaces) Lissabon, ISEA (International Symposium on Electronic Art) Vancouver, Ars Electronica Festival Linz, NIME (New Interfaces for Musical Expression) Copenhagen, RIXC-Media Conference Riga, All Audio Around Forum for Media Technology St. Pölten, ICMC (Int. Computer Music Conference) Utrecht, WRO Biennale Wroclaw, xCoAx (Conference on Computation, Communication, Aesthetics & X) Glasgow, EyesOn Bratislava, Randspiele Berlin, Vendsyssel Festival Norresundby, Wunsiedler Wasserspiele, Unerhörte Musik Berlin, Forum Neue Musik Hamburg, Viertelfestival Niederösterreich (ca. 10 Projekte, u.a. Piefkedenkmal, PunchCardServer, Rotationskörper), Muslab Santo Domingo, Phaenomenale Wolfsburg, Int. Frühjahrstage für Zeitgenössische Musik Weimar, Linzer Notate Linz, Gladbacher Nachtmusik Mönchengladbach, room for notes Wien, art´s birthday – Kunstradio Wien mit  Satellitenübertragung, PAZZ Festival Oldenburg  u.a. 
Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk, bei Radio Koper, Ljubliana-TV und ORF.
Hörspielmusiken für Bayerischen Rundfunk, Deutschlandradio, WDR und ORF.

Mitglied der IGNM Österreich, GAV und Künstlerhaus Wien."
Christoph Theiler (01/2024), Mail

Stilbeschreibung
"Komponieren heißt Zusammensetzen. Viele glauben, daß die Musik am Ende des 20. Jahrhunderts sich an einem Punkt befindet, der keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten mehr offenläßt. Als Beweis für diese Behauptung glaubt man erkannt zu haben, daß schon alle Klänge in allen Kombinationen verwendet wurden (tonal, atonal, polytonal, dodekaphonisch, Clustertechnik ...), daß die Spielmöglichkeiten sowohl auf den traditionellen Instrumenten, als auch die mittels elektronischer Klangerzeuger ausgeschöpft sind undsoweiter. Der Ruf nach Rückkehr zur Tradition wird laut. Halbe Wahrheiten, die zu falschen Schlüssen führen. Der ungeheure Vorrat an Musik verschiedenster Stilrichtungen, der in unserem Kulturleben präsent ist, eröffnet für den Komponisten heute Möglichkeiten, die bis jetzt kaum genutzt wurden.

Vergleichen wir unsere Situation mit der vor etwa 1000 Jahren, d.h. mit der Zeit, als sich die Mehrstimmigkeit entwickelte: Damals, als die Musik nur einstimmig gedacht werden konnte, war die Vorstellung, mehrere Melodien gleichzeitig erklingen zu lassen, absurd; bis die Idee sich durchsetzte, mehrere Melodien so zu organisieren, daß sie sich in einem Wechsel von Konsonanz und Dissonanz gegenseitig stützen. Das Organum, die früheste Form der Mehrstimmigkeit, entstand. Genauso erscheint heute der Gedanke, zwei Ensembles gleichzeitig verschiedene Musikstücke - beispielsweise ein Concerto grosso und eine klassische Sinfonie - spielen zu lassen, vielen unverständlich, da man zunächst annimmt, das Resultat dieses gemeinsamen Musizierens könne nur von Zufall und Beliebigkeit bestimmt sein. Doch hier liegen aber die Chancen einer zukünftigen Musikentwicklung. Manche Kompositionen, z.B. die, die mit "Polystilistik" umschrieben werden, deuten darauf hin, daß die Musik sich wohl in diese Richtung bewegen wird.

Im Zusammenhang mit dieser neuen Musik wird auch eine Neufassung der Begriffe Konsonanz und Dissonanz notwendig sein. Beide Begriffe, die zur Zeit noch kein Thema im musikalischen Diskurs sind, erhalten dann einen neuen Inhalt, wenn es gelingt, sie von ihrer traditionell punktuellen Bedeutung loszulösen und sie in eine übergeordnete kompositorische Struktur zu stellen. Durch die Entwicklung der musikalischen Stile im 20. Jahrhundert sind die Mittel bereitgestellt, aus denen der Komponist schöpfen kann. Eine neue Tonalität kann entstehen. Die Möglichkeiten einer multistilistischen Kompositionsweise werden besonders in meinen Stücken 'In memoriam Thelonious Monk', 'Vier Jahreszeiten in Sarajevo', 'Trio für Violine, Blockflöte und Gitarre' und zuletzt in 'Invention - Nocturne' für Kammerorchester deutlich. Im letztgenannten Werk entsteht durch das Zusammenfügen und Übereinanderlegen von barocken, klassischen zwölftönigen und Jazz-Elementen ein mehrschichtiger musikalischer Raum, dessen Dramaturgie sich aus dem polyphonen Gewebe der verschiedenen stilistischen Ebenen entwickelt.
Christoph Theiler

Auszeichnungen
1982 Stadt Stuttgart: Kompositionspreis 
1993 Luis de Narváez International Composition Competition, Granada (Spanien): Kompositionspreis 
"Piano in Concert" - Kompositionswettbewerb Berlin: Finalist 
DAAD - Deutscher Akademischer Austausch Dienst Stipendium 
Florida Composers Competition: Finalist 
ICONS Composition Contest: besondere Würdigung durch die Jury Vier Jahreszeiten in Sarajevo
Klavierwettbewerb der Konservatorien Deutschlands: Erster Preis 
Kompositionswettbewerb Münster: Finalist 
Stadt Nürnberg: Dr. Drexel-Preis 
2015 Bundeskanzleramt, Sektion für Kunst und Kultur: Kompositionsförderung
2016 Bundeskanzleramt, Sektion für Kunst und Kultur: Kompositionsförderung

Ausbildung
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HDMK) (Deutschland): Klavier (Edgar Trauer)
Hochschule für Musik Nürnberg (Deutschland): Analyse Füssl Karl Heinz, Komposition (Hans-Ludwig Schilling), Klavier (Erich Appel)
MUK - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien: Klavier (Leonid Brumberg)

Tätigkeiten
1995 Theaterverein Meyerhold Unltd. Wien Gründungsmitglied des Theatervereins
1997 CD-Produktion zum Theaterstück "ich schulde der welt einen toten"
Initiative Zeitgenössische Musik: Gründungsmitglied
Jeunesses Musicales Kroatien, Groznjan: Leitung eines Kammermusikkurses im Rahmen der Sommerkurse
Aufführungen eigener Kompositionen
Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk, bei Radio Koper, bei Belgrad-TV und Ljubljana-TV
freischaffender Pianist und Komponist
Konzerte als Solist und Kammermusiker in Österreich, Deutschland, Schweiz, Ex-Jugoslawien, Italien, Spanien, Belgien, Frankreich, Südamerika, USA und Russland

Aufführungen (Auswahl)
UA von "3. Streichquartett" durch das Nevsky String Quartett St. Petersburg 
 

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 8. 2. 2024): Biografie Christoph Theiler. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/71682 (Abrufdatum: 18. 4. 2024).