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Schwertberger Gerald

First Name
Gerald
Family Name
Schwertberger
erfasst als
Interpret:in
Komponist:in
Ausbildner:in
Genre
Global
Jazz/Improvisierte Musik
Neue Musik
Pop/Rock/Elektronik
Klassik
Volksmusik
Geburtsjahr
1941
Geburtsort
Gresten
Geburtsland
Österreich
Todesjahr
2014
Sterbeort
Wien
Gerald Schwertberger

Gerald Schwertberger © Gerald Schwertberger

Der österreichische Komponist, Arrangeur und Pädagoge Gerald Schwertberger wurde am 2. April 1940 in Gresten (Niederösterreich) geboren. "Am 8. Februar 2014 verstarb [...] Schwertberger nach längerer Krankheit in Wien. In 72 Lebensjahren hat der geborene Niederösterreicher mehrere Generationen junger Musiker auf der ganzen Welt mit seinen zahlreichen Bänden für den Instrumentalunterricht großgezogen hat. LehrerInnen und SchülerInnen zeigen sich gleichermaßen beeindruckt von seinen lateinamerikanisch beeinflussten, leicht spielbaren und ansprechenden Stücken. Nicht nur von der Musik Zentral- und Südamerikas ließ er sich inspirieren, sondern auch Erfahrungen aus dem Bereich des Jazz und der klassischen Moderne gingen in seine Arbeiten ein. Den zumeist jungen InterpretInnen öffnet er damit sanft die Augen für die Vielseitigkeit der Musik, die sie auf ihren Instrumenten verwirklichen können.

Neben dem Erlernen der beiden Instrumente Kontrabass und Klavier, fand er schon in früher Kindheit zur Improvisation und Komposition. Ab 1960 spielte das Musiktalent in Jazzbands Kontrabass und war als Arrangeur tätig. Seine populärste Komposition ist wohl das viersätzige Werk „Cuatro piezas para dos“, das für die schwierige und meist umgangene Besetzung Klavier und Gitarre komponiert wurde. Mit der Mischung aus spanischer Folklore und populärer Musik begeisterte er nicht nur SchülerInnen, sondern auch professionelle MusikerInnen, die das Werk in ihr Repertoire aufgenommen haben. Der Nachfrage nach weiteren Duos für diese Besetzung kam Schwertberger in „Zwei Fragen und eine Antwort“ und „Happy Hour Sandwich“ nach. Letztgenanntes wurde ursprünglich für Violoncello und Klavier komponiert und ist ein wilder Stilmix aus Flamenco, Jazz und Pop mit vier wohlklingenden Teilen: Sauce Tartare, Sentimental Romance, Potato-Rag und Salsa Brasileira.

Nach seinem Studium der Geschichte und der Germanistik an der Universität Wien schloss Schwertberger ein Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien ab. Im Anschluss an die Ausbildung zum Musikerzieher unterrichtete er zwischen 1977 und 1985 an einer österreichischen Schule in Guatemala und hat daher vor allem lateinamerikanische Tangos, Sambas und ähnliches für den Unterricht arrangiert. Doch auch mit der eigenen Musiktradition setzte sich der heimatverbundene Europäer auseinander. Dabei bemühte er sich stets, den verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die ein Lehrer bei der Literaturauswahl im Musikschulsystem berücksichtigen muss, gerecht zu werden. In den „Europäischen Volksmelodien“ machte er sich beispielsweise die Mühe für ein Flötentrio eine homo- und eine polyphone Fassung zu schreiben. In anderen Fällen wie etwa in „One and One“ gestaltete er vorhandenes klassisches Unterrichtsmaterial interessanter und musikalisch ansprechender, indem er eine zweite Gitarrenstimme zu Kompositionen von Carcassi, Tarrega, Carulli und Schumann hinzufügte. „Taktlosigkeiten – Bekannte Klavierstücke in neuem Gewand“ besteht neben einem Notentext aus Zwischentexten vom Klassikkenner, der humorvoll einige Kuriositäten zum Besten gibt. Wussten Sie zum Beispiel, dass Haydn sich beim Komponieren der deutschen Nationalhymne von der österreichischen Hymne beeinflussen ließ ?

Neben der Kammermusik hat Schwertberger mehrere Musicals für Kinder verfasst. Eines davon, „Kalimus“, ist ein „Rahmenmusical“, das keine streng festgelegte Vorlage darstellt, sondern individuelle Darbietungen jeglicher Art zulässt. In der Geschichte soll der Zauberer Kalimus den Jugendlichen dabei helfen, ein Benefizkonzert für an Krieg oder Hunger leidende Kinder zu organisieren. Dazu müssen sie aber erst ein Rätsel lösen. Das Rappen von Goethes „Zauberlehrling“ bringt schließlich die entscheidende Hilfe. In den zwei Versionen kann man es entweder mit eigenem Ensemble spielen oder die vom Komponisten erstellten Playbacks verwenden. In dem Musical  „Der Bär is(s)t los“ stehen die Natur und die Tiere im Vordergrund. Mit Bearbeitungen von „Go down Moses“ oder „Ode an die Freude“ werden Themen wie Gentechnik, Umweltzerstörung und Ernährung spielerisch von einer Liebesgeschichte zwischen Burli Bär und Ziege McBaby umrahmt.

Die achtjährige Tätigkeit in Guatemala hat in Schwertbergers musikalischem Schaffen viele Spuren hinterlassen und gleichzeitig sein Selbstverständnis als Komponist geprägt. Der Lehrer und Schulbuchautor hat sich in seinen Stücken nicht eigennützig selbst verwirklicht, sondern mit der Zielgruppe vor Augen für eine hoffnungsvolle Zukunft komponiert. Er bespricht in seinen Werken Themen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und regt Kinder und Jugendliche zur Auseinandersetzung mit aktuellen globalen Problemen an. Immer im Spagat zwischen dem Interesse, einem breiten und jungen Publikum mit einer möglichst anspruchsvollen Musik gerecht zu werden, hat er hinter vermeintlich lustig und leicht klingenden Werken bitonale Harmonien, freitonale bis dodekaphone Wendungen, Jazziges und Folkloristisches verwendet. Der jung gebliebene und optimistische Pädagoge wurde nie zu alt, um mit den nachfolgenden Generationen in Sachen virtuelle Medien, gängige Anglizismen und Humor mithalten zu können und schrieb noch im letzten Jahr ein Stück für Flöte und Klavier mit dem augenzwinkernden Titel „Sixpack“.

Neben seinem eigentlichen Tätigkeit, dem Komponieren, hat er nach der Pensionierung noch eine ganz andere Leidenschaft entdeckt: das Gehen, oder besser gesagt Begehen von österreichischen Dörfern und Städten. Auf seinem Youtube-Channel findet man viele kleine Filme mit Fotos, die er in seinen bis zu zehn Stunden dauernden Spaziergängen in Barfußschuhen aufgenommen hat. Seine Motivation für die anstrengenden Reisen, die er nur alleine bestritt, beschrieb er in einem Radiobericht: „Ich möchte mich verwurzeln mit meiner Heimat, mit der Erde, mit dem Kosmos. Wenn ich nämlich sterbe, ist nichts mehr da von mir. Aber ein paar Flankerln, die schwirren halt noch eine zeitlang um die Gegend herum, wo ich gegangen bin.“ Tatsächlich sind es viele Flankerln überall auf der Welt, die Schwertberger in seiner Musik unter den Jugendlichen verteilt hat. Mögen Sie noch lange herumirren."
Margarete Buch (2014): Nachruf: Gerald Schwertberger. In: mica-Musikmagazin.

"Klavierunterricht erhielt ich ab 8, vorwiegend beeindruckt wurde ich von der Musik aus dem Radio, vom Jazz des amerikanischen Soldaten-Kurzwellen-Senders AFN und des ORF. Mit 17 begann ich als (autodidaktischer) Bassist in Tanzmusik und Jazz in St. Pölten, ab 1960 spielte ich in verschiedenen Amateur- und teilweise Berufsensembles in Wien - u.a. mit Fritz Pauer, Fatty George, Rudi Wilfer; daneben studierte ich Geschichte und Germanistik (Universität) und Musikpädagogik an der Wiener "Musikakademie" (heute Universität). Ab Herbst stand ich 1966 im Schuldienst (Deutsch, Musik, Gitarre), 1977-85 lebte und unterrichtete ich Guatemala (Zentralamerika). 1986 bis Ende 2001 war ich Lehrbeauftragter für Deutsch als Fremdsprache. Ich bin Autor zahlreicher musikpädagogischer Veröffentlichungen; u.a. des AHS-Oberstufen-Lehrbuchs "KLANGWELT-WELTKLANG" (2 Bände). Am bekanntesten (international) sind vermutlich meine Hefte für Gitarre."
Gerald Schwertberger (August 2007)

Stilbeschreibung
"Ich schreibe/schrieb von Jazz, traditioneller und neuerer U- und E-Musik, zum Teil auch von Lateinamerika und anderen Folklore-Einflüssen mitgeprägte, überwiegend spieltechnisch einfachere Instrumentalstücke für die gebräuchlichsten Unterrichtsbereiche wie Gitarre, Klavier, Blockflöte, Streicher und verschiedene Ensemble-Konstellationen, aber auch Lieder (einfache Chorstücke), Messen und 2 Musicals nach eigenen Texten."
Gerald Schwertberger (August 2007)

Auszeichnungen
1969 ORF - Österreichischer Rundfunk Wettbewerb "Das Neue Lied": Preisträger Herr, wir kommen
1987 ZDF - Zweites Deutsches Fernsehen Wettbewerb "Kinderlied des Jahres": 2. Preis Steh mal auf, geh hinaus
2010 Harmonia Classica 1. Preis und Publikumpreis
2011 Preis für Kurzhörspiele
2013 Harmonia Classica Publikumpreis
2013 Preis für Kurzhörspiele
mehrere Kompositionspreise mit Akzent auf unterrichtstauglicher Literatur

Ausbildung
seit der Kindheit teils gelenkte teils autodidaktische Auseinandersetzungen mit Klavier, Improvisation, Komposition, Kontrabass, Jazz und Tanzmusik
1961 Privatschüler bei Erika Dichler-Sedlacek Klavier
1961 - 1962 MUK - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (früher: Konservatorium Privatuniversität Wien) Wien Kontrabass
1961 - 1962 MUK - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (früher: Konservatorium Privatuniversität Wien) Wien Einführung in das 12-Ton-Spiel von Joseph Matthias Hauers Klavier Sokolowski Victor
1961 - 1962 MUK - Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (früher: Konservatorium Privatuniversität Wien) Wien Unterricht bei Prof. Fiala Kontrabass
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Musikpädagogik für das AHS-Lehramt
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Gitarre Ragossnig Konrad
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Tonsatz Tachezi Herbert
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Unterricht bei Wilhelm Hübner Klavier
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Unterricht bei Elisabeth Toncourt Blockflöte
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien musikalische Volkskunde (Walter Deutsch)
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Gesang Stimme Gillesberger Hans
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Musikgeschichte Liess Andreas
1961 - 1966 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Einführung in die Musik des 20. Jhdts Cerha Friedrich

Tätigkeiten
1960 Wien von diesem Zeitpunkt an Jazzmusiker u.a. mit Fritz Pauer, Helmut Plattner, Fatty George, Rudi Wilfer, Albert Mair, sowie mit eigenen Amateurgruppen aktiv (Arrangements, Kontrabass)
1966 - 1977 Wien AHS-Lehrer für Deutsch, Musikerziehung, Gitarre, Chor
1977 - 1985 Instituto Austriaco-Guatemalteco, Guatemala Ciudad: Subventionslehrer für Musik und Deutsch; Begegnung mit der lokalen Musik- und Schulmusikszene, Zusammenarbeit mit guatemaltekischen Musikpädagogen und Institutionen, Mitarbeit an Lehrplänen, Vortragstätigkeit
1977 - 1985 Reisen in die meisten lateinamerikanischen Länder, Intensivierung der Beschäftigung mit lateinamerikanischer Musik aller Art
1985 - 2001 Wien Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten: Unterricht Deutsch als Fremdsprache; Entwicklung für Unterrichtsmaterialien für den laufenden Unterricht
1985 - 2001 Autor von Lehrbüchern für Musikerziehung (Klangwelt-Weltklang)
1995 - 1999 VÖSA (Verband Österreichischer Schulbuchautoren): Obmann bis zur Vereinsauflösung
Vorstandsmitglied bis zur Auflösung der Verwertungsgesellschaft "Musikedition / Gesellschaft zur Wahrnehmung von Rechten und Ansprüchen aus Musikeditionen reg. GenmbH" im Jahr 2007

Aufträge (Auswahl)
1969 ORF und Diözese: Messe über eigene Texte Jugendmesse
1971 ORF und Kirchenfunk Messe, Texte überwiegend von Alois Vergeiner St. Loretto-Messe

Pressestimmen
1999
"Mit spürbarer Freude stellte das Musikhaus Doblinger am 11. November 1999 eine neue Publikationsreihe vor, welche sich konsequent einem aktuellen Anspruch im musikpädagogischen Bereich widmet. Das Stück für Jugendorchester "Die Abenteuer der gestohlenen Geige" eines der erfolgreichsten Jugendmusikkomponisten und Musikerziehers, Gerald Schwertberger, wurde in gedruckter Form und auch als CD-Aufnahme vorgestellt und bildet den Beginn der Publikationsreihe Ensemblemusik für variable Besetzung [...] Das Jugendkammerorchester Divertimento Musicale spielte unter seiner engagierten Leiterin Susanne Heidrich Gerald Schwertbergers neuestes Orchesterwerk, das sicherlich allen Jugend- und Laienensembles viel Freude machen wird, auf CD ein."
Musikerziehung (Karin Korp)

1999
zu "Folk Guitar":
"These pieces were written to bridge the gap between classical guitar playing and what is expected of the instrument in the field of so called "light music". The pieces have the right feeling about them, [...] ideal for anyone commencing his second year of playing. They also have a lot to offer the teacher who is looking for something new and wishes to vary the material generally used in class."
Guitar (Hugh de Camilis)

1997
"Unter dem Dirigat von Wieland Ulrichs spielten die Göttinger "Späteinsteiger" Schwertbergs "Kongreß der Gartenzwerge", eine geniale Ulkmusik [...] mit komischer Inszenierung."
Musikblatt

1997
zu "Latin America":
"This is an absolute winner! Sixteen pages of genuinely easy tunes with strong Hispanic and Latin American flavour. Normally, guitarists attempting this idiom bump at one into quite tricky problems, but Schwertberger has a gift for offering an easy way into this attractive field. Evrey guitar teacher should have this up his sleeves."

1995
zu "Easy Trumpet" (3 Bände)
"An excellent introduction to the mysteries of syncopation and stylistic performance."
Music Teacher

1992
"Gerald Schwertberger ist uns bekannt durch seine anspruchsvolle und witzige Mississippi-Suite für 3 Blockflöten. Hier hat er auch für den Musikschulalltag komponiert, 6 Stücke [...] bzw. für Blockflötenquartett gesetzt. Der Herausgeber hat dabei wunderbar praktisch gedacht: [...] Zudem sind die Stimmen recht verschieden anspruchsvoll, so dass jedes Ensemblemitglied seine ihm gerechte Partie übernehmen kann. Die Stücke sind relativ leicht und werden sicherlich mit Begeisterung gespielt."
Schweizer musikpädagogische Blätter (Andel Strube)

1990
zu "Guitar Sounds":
"Meines Erachtens bisher unerreichtes Material für zwei Gitarren aus dem Blues-, Boogie-, Folk-, Swing- und Sambabereicht."
Neue Musikzeitung (Gerald Nienaber)

Links mica-Artikel: Nachruf - Gerald Schwertberger (2014)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 23. 1. 2025): Biografie Gerald Schwertberger. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/64556 (Abrufdatum: 1. 2. 2025).

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