Chanda Rule © Marlene Fröhlich
"Chanda Rule wurde in Chicago (USA) geboren und ab 21 von New York City geprägt – aber sie musste zuerst zu dem Star werden, den Leute in ihr gesehen haben. Sie wuchs im Kirchenchor auf und lernte die Musik nach Gehör, sogar die Stimmen der Begleitmusiker:innen lernte sie auswendig, um das Gesamtbild besser zu verstehen – ein ganzheitlicher Zugang zum Chor und das Zeichen einer Musikerin, die ihre Rolle als Teil von was Größerem versteht. Aber es war nicht immer klar, dass sie professionelle Musikerin wird: Heute spricht sie offen über ihre damaligen Zweifel, ob sie überhaupt gut genug sei, Musikerin zu werden – und ihr Weg führte vorerst woanders hin.
Chanda studierte Publizistik an der renommierten Howard University in Washington, D.C., die zur Riege der „historisch schwarzen Hochschulen und Universitäten“ (HBCU) gehört. Nach dem Studium fand sie eine Anstellung als Publizistin bei einer globalen Marketingkonzern, danach verbrachte sie einige Jahre bei einem Verlag. Sie war fest entschlossen, in die Großstadt zu ziehen und war bereit, dafür alles zu tun: Im Jahre 1996 sollte sie bei einer Flugreise nur einen kurzen Aufenthalt in NYC haben – aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, in New York zu bleiben. Somit packte sie dementsprechend ihre Koffer und stieg aus dem Flugzeug aus. Natürlich ohne zu ahnen, dass der Schritt sie auf fast schicksalhafte Weise zu ihrer Musikliebe zurückführen würde…
Irgendwann ist Chanda auf einer Parkbank gesessen und hat in ihrem Tagebuch darübergeschrieben, was sie als Nächstes für ihr Leben wollte. Gegenüber von ihr war ein Theater – und sie ist ohne Weiteres hineingegangen, hat vorgesungen…und der Rest ist kaum zu glauben: Sie verabschiedete sich von der Unternehmenswelt fast so schnell wie sie hineingekommen war, einige Jahre später ist sie schon auf großen Bühnen in den USA und Europe gestanden – u.a. hat sie beim New Yorker „Shakespeare in the Park“-Festival und dem Musical „Hair“ mitgewirkt. Nach diesem blitzartigen Einstieg ins Musikleben setzte sich ihre Karriere rasant fort, u.a. als Opening Act für India.Arie oder Kamasi Washington.
Nach einigen Jahren des Performer-Lebens haben sich aber Chanda Rules Perspektiven und Prioritäten geändert – mit gutem Grund: „Mein Sohn war damals zwei Jahre alt und dieses New Yorker Künstlerleben war für eine Familie schwierig,“ erinnert sie sich. „So haben wir gesagt, wir gehen drei Jahre nach Wien – und jetzt sind es schon sieben.“ Ihr Blick liegt irgendwo zwischen Reue und Lächeln. Nichtsdestotrotz bedeutete die Entscheidung keinesfalls einen Schritt weg von der Musik: Chanda fand neue Energie und einen neuen Fokus in Österreich, die die Verbindung zu ihren musikalischen Wurzeln aufrechterhielten: „Ich habe Chormusik im Herzen. Sie lässt mich über Erneuerung und Gemeinschaft nachdenken, die meisten Lieder haben damit zu tun – was passiert, wenn wir mit anderen Menschen zusammen singen.“ Es war dringend notwendig für sie, neue Gemeinschaften und Solidarität zu finden: Im 2016, wie sie nach Europa kam, war der Rassismus um nichts weniger verbreitet und unablässig wie jetzt. Chormusik bietet ihr einen Anker und eine Basis für Community-Building.
Somit, nach ihrer Kindheit im Chor, sucht die heute erwachsene Chanda solidarische Räume in der Musik. Dieser instinktive, menschenorienterte Zugang zur Musik ist eine Grundeigenschaft ihrer Arbeit. Sie bezeichnet die Musik und das Singen als Ritual; auf die Frage, was Ritual für sie sei, fasst sie es elegant zusammen: „Ritual ist eine vorbestimmte, sich wiederholende Art, miteinander zu sein. Es liegt allem was ich mache zugrunde. Ich interagiere immer noch so.“ [...]"
Tonica Hunter (2023): Die Kraft der Polyphonie: Chanda Rule. In: mica-Musikmagazin.
Pressestimmen (Auswahl)
26. März 2024
über: Revival - Chanda Rule und Mickey Lee (CD, 2024)
"Die Songs, die Chanda Rule und Mickey Lee zum Erklingen bringen, atmen in jedem Ton Gefühl, sie erwachsen aus dem Innersten, sie schwingen tiefgründig, fesseln und verzaubern und zeigen sich im in der musikalischen Sprache sehr vielfältig. In einem Song klingt mal etwas mehr Gospel durch, an einer anderen wird es richtig schön bluesig, dann wieder geben sich die beiden wieder etwas jazziger oder mit südamerikanischem Flair. Jedes Stück erzählt sich wirklich auf seine eigene Art, mal ruhig und melancholisch in der Stimmung, dann wieder kraftvoll und mit Groove oder einer catchigen Melodie. Dazu brilliert Chanda Rule mit ihrer ausdrucksstarken souligen Stimme, die – mit Mickey Lees wunderbar variantenreichen Spiel verwoben – dem Dargebotenen seinen ganz eigenen Charakter und Glanz verleiht."
mica-Musikmagazin: CHANDA RULE & MICKEY LEE – „Revival“ (Michael Ternai, 2024)
Diskografie
2024 Revival - Chanda Rule und Mickey Lee (CD)
Literatur
2023 Hunter, Tonica: Die Kraft der Polyphonie: Chanda Rule. In: mica-Musikmagazin.
2024 Ternai, Michael: CHANDA RULE & MICKEY LEE – „Revival“. In: mica-Musikmagazin.
2024 30 over 30: Teil 1. In: mica-Musikmagazin.
Quellen/Links
Webseite: Chanda Rules
Facebook: Chanda Rules
Instagram: Chanda Rules
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 31. 10. 2024): Biografie Chanda Bernroider. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/209403 (Abrufdatum: 21. 12. 2024).