"Am 9. März 1891 in Wien geboren, übersiedelte Frida Kern (geb. Seitz) 1896, im Todesjahr von Anton Bruckner, mit ihrer Familie nach Linz. Dort erhielt sie aufgrund ihrer offensichtlichen Begabung Klavierunterricht beim Bruckner-Freund und -Biographen August Göllerich. Nach Abschluss der Mittelschule heiratete sie 1909 den Bankangestellten Max Kern, nur wenig später wagte sie sich an erste Kompositionsversuche. Nachdem sie ihr Wissen bereits in den Jahren 1912 bis 1914 als außerordentliche Hörerin an der Musikakademie in Wien vertieft hatte, nahm sie 1923 schließlich ein Kompositions- und Dirigierstudium, unter anderem bei Franz Schmidt, Robert Heger und Eusebius Mandyczewski, auf. Nach Abschluss dieses Studiums im Jahr 1927 beschloss sie, als freischaffende Komponistin zu wirken und gründete eine "Damenkapelle", mit der sie durch Europa und sogar Nordafrika tourte. Zur selben Zeit wurden in Wien und Linz regelmäßig Kompositionen aus ihrer Feder aufgeführt, unter anderem 1927 ihre Sinfonie in einem Satz im Großen Saal des Wiener Musikvereins. In der Zeit des Nationalsozialismus genoss sie hohes Ansehen, arbeitete zeitweise als Lektorin an der Musikakademie Wien und beantragte 1933 sowie 1939 die Aufnahme in die NSDAP, die jedoch beide Male aufgrund von Formalia abgelehnt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sie weiter als Komponistin, 1960 wurde ihr der Professorinnentitel verliehen und sie wurde Vizepräsidentin des Oberösterreichischen Künstlerbundes. Frida Kern starb am 23. Dezember 1988 in Linz."
Brucknerhaus Linz: Konzertreihe "Linzer Ladies" - Frida Kern (2023), abgerufen am 24.0.9.2024 [https://www.brucknerhaus.at/programm/veranstaltungen/linzer-ladies-5.9.2023-18-00]
- Stilbeschreibung
"Frida Kerns Stil orientierte sich einerseits an ihrem Lehrer Franz Schmidt. Kritiken der Zeit betonen ihre gemäßigte Fortschrittlichkeit genauso wie ihr auffallend starkes formales Können. Andererseits nahm sie wiederholt auch volkstümliche Elemente auf. Dabei wandte sie sich allen Gattungen des klassischen Kanons zu, komponierte fünf Streichquartette und Solosonaten für Cello und Klavier, aber auch groß besetzte Werke, darunter drei Symphonien sowie Konzerte für Cello, Klavier, Violine und Trompete. Auch Vokalmusik hat ihren Ort, sowohl in Chorwerken wie der "Auferstehungskantate", op. 31 als auch in einer Reihe von Liedern. Die Oper "Die rote Rose", die am Beginn ihrer musikalischen Laufbahn stand, blieb singulär."
Österreichische Nationalbibliothek (2023): Frida Kern (1891–1988). In: Österreichische Nationalbibliothek. Online Ausstellung - Die übersehenen Komponistinnen, abgerufen am 29.08.2024 [https://www.onb.ac.at/museen/online-ausstellungen/die-uebersehenen-komponistinnen/frida-kern-1891-1988]- Auszeichnungen
1942 Gau Oberdonau: 2. Kulturpreis (Die Briefe der Gefallenen)
1942 Wettbewerb der Stadt Linz: Kompositionspreis
1960 Ostende (Deutschland): 2. Preis bei einem Preisausschreiben - Aberkennung nach Aufhebung der Anonymität der Teilnehmer:innen
1960 Republik Österreich: Verleihung des Titels "Professorin"- Ausbildung
1896–1901 Linz: Privatunterricht Klavier (Anna Zapperer)
1901–1907 Mädchenlyzeum Linz: Abschluss
1901–1907 Musikvereinsschule Linz: Klavier (August Göllerich jun.)
1912–1914 k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wien: außerordentliche Hörerin
1915 Linz: Privatunterricht Dirigieren (Robert Hernried)
1923–1927 Musikakademie Wien: Komposition (Franz Schmidt, Clemens Krauss), Kapellmeister-Fach (Eusebius von Mandyczewski, Dirk Fock, Robert Heger, Alexander Wunderer) - Reifeprüfung (Kapellmeisterin, Komponistin) mit gutem Erfolg- Tätigkeiten
1911 Linz: erste Kompositionsversuche
1914–1916 Bahnhof für durchfahrende und verwundete Soldaten, Linz: soziale Betreuerin
1916–1918 Sparkasse Linz: "Ersatzfrau" im 1. Weltkrieg, Aushilfsarbeiterin
1927–1942 Linz: freischaffende Komponistin
1927–19?? Leiterin einer selbstgegründeten Damenkapelle - Tourneen durch Europa, Nordafrika
1927–1933 Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen (GEDOK): Mitglied
1933–1945 Reichsgemeinschaft Deutscher Künstlerinnen und Kunstfreundinnen: Mitglied
1938–1945 Nationalsozialistischen Frauenschaft (NSF): Mitglied
1939 Stadt Linz: Mitwirkung an einem Prachtband anlässlich von Adolf Hitlers 50. Geburtstag
1943–1945 Musikwissenschaftliches Institut - Musikakademie Wien: Lektorin (Harmonie-, Formen-, Instrumentationslehre, Kontrapunkt, Gehörbildung)
1945–1965 Linz: freiberufliche Komponistin - Einstellung der Kompositionstätigkeit mit dem Tod ihres Mannes
1955–1988 GEDOK – Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e. V., Sektion Österreich: Mitglied
1960–1965 Oberösterreichischer Künstlerbund: Vizepräsidentin
1961 Stadt Linz: anlässlich des 70. Geburtstages Würdigung ihres Schaffens mit einem FestkonzertAKM – Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger: Mitglied
weiters Mitglied u. a. bei: Klub der Wiener Musikerinnen, Frauenklub "Soroptimist", Innviertler Künstlergilde, ÖGZM – Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik
zahlreiche Konzertreisen, bspw. nach Deutschland, Italien, Frankreich, Jugoslawien, Ungarn, Balkan, Klein-Asien, Nordafrika, Spanien, GriechenlandSchüler:innen (Auswahl)
Karl Schiske, Friedrich Cerha- Aufführungen (Auswahl)
1927 Wiener Tonkünstler Orchester, Anton Konrath (dir), Musikverein Wien: Sinfonie in einem Satz (UA)
1927 Wiener Philharmonische Bläservereinigung, Linz: Oktett für Bläser (UA)
1929 Wien: Klavierquintett (UA)
1930 Linz: In Memoriam (UA)
1930 Graz: Russische Sonate (UA)
1939 Radio Wien: Violin-Sonate (UA)
1942 Konzert zur Pflege lokaler Zeitgenoss*innen, Linz: Der innere Mensch (UA)
1959 Hymne für eine Frauentagung (UA)- Diskografie (Auswahl)
2007 Frida Kern - Rachel Talitman (Harp & Company)
Komponisten aus Oberösterreich. Frida Kern, Helmut Schiff, Helga Riemann und Adolf Scherbaum (LP; Preiser Records) // A1-6: 6 Lieder nach Texten von Siegfried Torggler
- Literatur
1976 Riemann, Helga: Zu Besuch bei Frida Kern. In: Oberösterreichischer Kulturbericht. Jg. 30, Folge 6. 12. März 1976. S. 39–40.
1.979 Goertz, Harald (Hg.): Kern, Frieda. In: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Wien: Doblinger, S. 48.
1987 Cohen, Aaron I.: KERN, Frida (nee Seitz). In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525504.
[1988] Olivier, Antje / Weingartz-Perschel, Karin: Komponistinnen von A–Z. Düsseldorf.
1991 Wiesmann, Sigrid: Frieda Kern (geb. Seitz) - Österreichische Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. In: Österreichische Musikzeitschrift 46/7-8 (1991), S. 382.
1991 Riemann, Helga: Das Schicksal einer Komponistin. Frida Kern zum 100. Geburtstag. In: Blickpunkte Oberösterreich. Kulturzeitschrift. Jg. 41/Heft 2 (1991). S. 46–49.
1995 Friedel, Claudia: Komponierende Frauen im Dritten Reich. Versuch einer Rekonstruktion von Lebensrealität und herrschendem Frauenbild. Münster/Hamburg: LIT Verlag.
1996 Engelhardt-Krajanek, Margarethe: "Politik war mir verhasst, Musik meine Lebenskraft", Portrait der Komponistin Frida Kern. In: Mayer, Clara (Hg.): Annäherung VII - an sieben Komponistinnen (Hildegard von Bingen, Anna Bon di Venezia, Hope Lee, Matilde Capuis, Frida Kern, Bettine von Arnim, Louise Farrenc). Mit Berichten, Interviews und Selbstdarstellungen. Kassel: Furore Verlag, S. 67–84.
1996 Marciano, Rosario: Kern, Frida. In: Sadie, Julie Anne / Samuel, Rhian (Hg.): The New Grove Dictionary of Women Composers. London/New York: Macmillan, S. 248–249.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): Frieda Kern. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 85.
1998 Haas, Gerlinde: Die jeweils Ersten und "…Lektorat nur auf Kriegsdauer". In: Theophil, Antonicek / Gruber, Gernot (Hg.) (2005): Musikwissenschaft als Kulturwissenschaft. Damals und heute. Internationales Symposion (1998) zum Jubiläum der Institutsgründung an der Universität Wien vor 100 Jahren. Wien: Universität Wien, S. 89–100.
2001 Haas, Gerlinde: Kern Frieda (geb. Friederike Seitz). In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 216–222.
2008 Goldberger, Josef / Sulzbacher, Cornelia: Oberdonau. Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus, Band 11. Linz: Oberösterreichisches Landesarchiv.
2008 Thumser, Regina: Frida Kern und Hedda Wagner. Zwei Linzer Komponistinnen. In: Kirchmayr, Birgit / Klaffenböck, Arnold (Hg): Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen, Neue Serie 78). Linz: Land Oberösterreich, Oberösterr. Landesmuseen, S. 257–259.
2010 Frida Kern. In: McVicker, Mary Frech: Women Composers of Classical Music - 369 Biographies from 1550 into the 20th Century. Jefferson/London: McFarland & Company, Inc., S. 168.
2012 Hopkins Porter, Cecelia: Five Lives in Music. Women Performers, Composers, and Impresarios from the Baroque to the Present. Champaign: University of Illinois Press.
2013 Hauch, Gabriella: Frauen.Leben.Linz. Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Linz: Archiv der Stadt Linz.
2022 Kaska, Johannes: Frida Kern. In: Daurer, Cornelia / Gräser, Markus / Kepplinger, Brigitte / Krenn, Martin / Schuster, Walter / Sulzbacher, Cornelia (Hg.): Bericht der Linzer Straßennamenkommission. Stadt Linz, S. 1041–1050, abgerufen am 24.09.2024 [https://stadtgeschichte.linz.at/media/biographien/biographie_kern_frida.pdf].- Quellen/Links
biografiA: Kern Frida
Oesterreichisches Musiklexikon online: Kern (geb. Seitz), Frida (eig. Friederike)
Wikipedia: Frida Kern
Wikipedia: Frida Kern (englisch)
MUGI. Musik und Gender im Internet: Frida Kern
Componissima - Frau und Musik: Frida Kern
Klassika: Frida Kern
Österreichische Nationalbibliothek: Nachlass Frida Kern
Österreichischen Nationalbibliothek. Online Ausstellung - Die übersehenen Komponistinnen: Frida Kern (1891–1988)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 20. 11. 2024): Biografie Frida Kern. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210510 (Abrufdatum: 25. 11. 2024).