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Krenek Ernst

Vorname
Ernst
Nachname
Krenek
erfasst als
Komponist:in
Ausbildner:in
Genre
Neue Musik
Geburtsjahr
1900
Geburtsort
Wien
Todesjahr
1991
Sterbeort
Palm Springs
Ernst Krenek

Ernst Krenek © Ernst Krenek Institut Privatstiftung

Bereits als Sechsjähriger erhält Ernst Krenek - 1900 in Wien geboren - seinen ersten Musikunterricht und versucht sich in Kompositionen. Mit sechzehn Jahren beginnt er ein Studium an der Musikhochschule, das aber durch seine Einberufung zum Militärdienst 1918 unterbrochen wird. 1920 nach einem zweisemestrigen Intermezzo an der Universität Wien, wo er Philosophie studierte, folgte er seinem ehemaligen Lehrer Franz Schreker nach Berlin, um sein Kompositionsstudium zu vollenden. In diesen Zeitraum fallen seine ersten Kompositionen in freier Atonalität. Zwischen 1923 und 1925 unternimmt er mehrere Reisen, auf denen er Kontakte zu namhaften Zeitgenossen wie Friedrich Gubler, Rainer Maria Rilke, Theodor W. Adorno knüpft. Nachdem er mehrere Jahre als Assistent Paul Bekkers in Deutschland tätig gewesen ist und mit der Oper "Jonny spielt auf" international aufhorchen hatte lassen, kehrt er 1928 nach Wien zurück, wo er zum zweiten Mal heiratete. Er fand rasch Zugang zu Wiener Künstlerkreisen (Karl Kraus, Alban Berg, Willi Reich u.a.) und wurde neben seinem kompositorischen Schaffen auch literarisch tätig, u.a. für die von ihm mitbegründete Musikzeitschrift "Dreiundzwanzig".

1933 erhält er seinen ersten großen Kompositionsauftrag (Wiener Staatsoper: "Karl V.") und wird im selben Jahr in Deutschland auf die schwarze Liste der Nazis gesetzt. 1934 wird die Premiere von "Karl V." aus politischen Gründen verhindert. In den folgenden Jahren bis 1938 unternimmt Krenek mehrere Reisen, und ist für Zeitungen sowie als freischaffender Künstler tätig. Nach dem Anschluß Österreichs an Hitlerdeutschland geht Krenek ins amerikanische Exil und setzt dort seine Konzert- und Vortragstätigkeit fort. 1945 wird ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Ab 1950 bereist er auch wieder Europa. Ab Mitte der Fünfziger-Jahre finden in den USA die ersten Festivals mit seiner Musik statt. Dem Krenek-Festival in Madison im Jahr 1954 folgen zahlreiche ähnliche Veranstaltungen. In Österreich findet 1974 das erste Festival dieser Art statt: der Steirische Herbst widmet sich schwerpunktmäßig seinem Schaffen. 1978 wird das Ernst-Krenek-Archiv in San Diego gegründet, 1980 folgt Österreich mit der Gründung des Ernst-Krenek-Archivs in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Die Oper "Karl V." wird 1984 an der Wiener Staatsoper erstaufgeführt. Seit 1986 vergibt die Stadt Wien einen nach Ernst Krenek benannten Kompositionspreis. 1991 stirbt Krenek in Palm Springs und wird 1992 in ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof überführt.

Stilbeschreibung

"Sein Werk ist Teil der Musikgeschichte unseres Jahrhunderts, aus österreichischer wie aus internationaler Sicht. Mit Schönbergs Geisteshaltung verbindet Krenek auch die lebenslange dialektische Spannung zwischen dem musikalischen Schaffen einerseits und der verbalen Reflexion über dieses Schaffen und über künstlerische Zeitfragen überhaupt andererseits. Praktisch unübersehbar ist sein kompositorisches Schaffen an Vielfalt und Umfang. In ihm spiegelt sich der Wellengang der musikalischen Zeiterscheinungen unseres Jahrhunderts, auf den Krenek in oft abrupt einsetzenden Konsequenzen reagiert. Der Mehrheit des Gesamtwerks sind ethische oder philosophische Überlegungen vorangestellt; sie versinnbildlichen eine von vielen Darstellungsmöglichkeiten seiner geistigen Probleme, sie sind nicht nur Musik um der Musik, sondern auch um der Idee willen. Der Denker Krenek vermag sich in Musik mitzuteilen, der Musiker Krenek im Wort."
Lothar Knessl in: Österreichische Komponisten der Gegenwart, Wien 1989, S.183

Auszeichnungen

1944 Hamline University Minnesota: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1951 Bundesrepublik Deutschland: Verdienstorden der Republik
1953 Chapmann College Los Angeles: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1955 Stadt Wien: Würdigungspreis für Musik
1960 Akademie der Künste Berlin: Mitgliedschaft
1960 Institute of Arts and Letters New York: Mitgliedschaft
1960 University of New Mexico: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1960 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Ehrenmitgliedschaft
1960 Stadt Wien: Großes Goldenes Ehrenzeichen
1960 Republik Österreich: Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik
1963 Republik Österreich: Großer Staatspreis
1964 Amt der Nordrhein-Westfählischen Landesregierung: Großer Kunstpreis
1965 Bundesrepublik Deutschland: Großes Verdienstkreuz
1965 Fine Arts University New Mexico: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1965 Government of Minnesota: Ernennung zum Ehrenbürger
1966 Stadt Hamburg: Bach-Preis
1967 John Muir College - University of San Diego: Ehrenmitgliedschaft
1969 Brandeis University: Musikpreis
1970 Hamburgische Staatsoper: Ehrenmitgliedschaft
1970 Stadt Braunschweig: Ludwig-Spohr-Preis
1970 University of California, San Diego: Regent's Lecturer
1970 Universität Mozarteum Salzburg Ehrenmitgliedschaft
1970 Stadt Wien: Ehrenring
1975 Republik Österreich: Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1975 NEC - New England Conservatory: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1977 Philadelphia Musical Academy: Verleihung der Ehrendoktorwürde
1978 Amt der Hessischen Landesregierung: Goethe-Plakette
1980 GEMA - Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte: Richard-Strauss-Medaille
1980 Stadt Wien: Ernennung zum Ehrenbürger
1980 Amt der Steirischen Landesregierung: Großes Ehrenzeichen
1984 Municipal Office New Orleans: Ernennung zum Ehrenbürger
1985 Stadt Wien: Erschaffung des Ernst-Krenek-Preises
1988 Gesellschaft der Musikfreunde in Wien: Ehrenmitgliedschaft
1989 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Ehrenmitgliedschaft
1990 Amt der Salzburger Landesregierung: Großes Ehrenzeichen

Österreichischer Komponistenbund: Ehrenmitgliedschaft

Ausbildung

1916–1917 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Komposition (Franz Schreker)
1919 Universität Wien: Philosophie (2 Semester)
1920–1923 Staatliche Musikhochschule, Berlin (Deutschland): Komposition (Franz Schreker)

Tätigkeiten

1925–1927 Staatsoper Kassel (Deutschland): Assistent von Paul Bekker
1927 Staatsoper Wiesbaden (Deutschland): Fortführung der Tätigkeit als Assistent Paul Bekker
1932 Musikzeitschrift "Dreiundzwanzig", Wien: Gründer (gemeinsam mit Alban Berg, Rudolph Ploderer und Willi Reich)
1932–1933 Internationale Gesellschaft für Neue Musik - IGNM Österreich, Wien: Mitarbeiter
1939–1942 University of Michigan and Wisconsin (USA): Gastvorlesungen
1939–1942 Vassar College, Poughkeepsie (USA): Professor (Musik)
1942–1947 School of Fine Arts - Hamline University, St. Paul (USA): Professor, Dekan
1947–1949 Gastvorlesungen an zahlreichen Universitäten in den USA
1950 Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt (Deutschland): Dozent
1950 ab diesem Zeitpunkt Wiederaufnahme von Konzert- und Vortragsreisen nach Europa
1957 Princeton University, Princeton (USA): Gastprofessur
1967 Peabody Institute, Baltimore (USA): Gastprofessur

Schüler:innen (Auswahl)
Margarete Kallab

Aufträge (Auswahl)

1929 im Auftrag von Artur Schnabel: Triophantasie
1933 Wiener Staatsoper: Karl V.
1979 Carinthischer Sommer: Konzert für Orgel und Streichorchester
1979 Wiener Konzerthaus: Opus 231

Aufführungen (Auswahl)

1985 Carinthischer Sommer zum 85. Geburtstag von Ernst Krenek, Stiftskirche Ossiach: Doppelkonzert für Violine, Klavier und Kammerorchester
1989 Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester, Wiener Konzerthaus: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
1989 Musikhochschule Lübeck: Opus 239
1996 Radiosymphonieorchester Basel, Zürich - Alte Börse (Schweiz): Symphonie für Blasinstrumente und Schlagwerk
1996 Radiokulturhaus, Wien -Großer Sendesaal: Durch die Nacht
1997 The Japan Shinsei Symphony Orchestra: Konzert für Harfe und Kammerorchester
1997 London Guildhall School of Music: Der Diktator - Tragische Oper in einem Akt
1997 Lüneburger Kammerensemble, Brelingen - Martinskirche (Deutschland): Kleines Konzert für Orgel und Streicher
1998 Bamberger Symphoniker, München: Zweites Konzert für Violine und Orchester
1998 Sinfonietta "La Brasiliera"
1998 Osnabrücker Symphonieorchester, Großes Haus der Städtischen Bühnen (Deutschland): Jonny spielt auf
1998 ORF Radio Symphonieorchester Wien, Wien - Musikverein - Großer Saal: Potpourri für Orchester
1998 Beethoven Akademie, De Singel Theater: O Lacrimosa
1999 Österreichische Kammersymphoniker, Wiener Konzerthaus - Schubertsaal: Doppelkonzert für Violine, Klavier und Kammerorchester
1999 Staatsorchester Frankfurt, Frankfurt an der Oder (Deutschland): Drei lustige Märsche
1999 Philharmonie Köln (Deuschland): Sonate für Violine und Klavier
1999 Ensemble Kontrapunkte, Wien - Musikverein - Brahms-Saal: Sinfonische Musik - für 9 Instrumente
1999 Anton Bruckner Quartett, Linz - Brucknerhaus: Erstes Streichquartett
2000 Wiener Jeunesse Orchester, Wiener Konzerthaus: Suite aus der Musik zu "Triumph der Empfindsamkeit"
2000 Mozarteumorchester Salzburg: Potpourri für Orchester
2000 Ensemble Kontrapunkte, Wien - Musikverein - Brahms-Saal: Fantasie aus der Oper "Jonny spielt auf"
2000 Berlin - Konzerthaus (Deutschland): Parvula Corona Musicalis ad honorem
2000 Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester, Krems: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
2000 Österreichische Kammersymphoniker, New York (USA): Durch die Nacht
2000 Folkwang-Museum, Essen (Deutschland): Orpheus und Eurydike
2000 Palais Palffy: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
2001 Staatsoper Berlin (Deutschland): O Lacrimosa
2001 Kleines Haus, Wiesbaden (Deuschland): Der Diktator
2001 Arnold Schönberg Trio, Philharmonie Berlin - Kammermusiksaal (Deuschland): Parvula Corona Musicalis ad honorem
2001 San Francisco Symphony Orchestra: Die Nachtigall
2002 Staatsorchester Kassel, Opernhaus Kassel (Deutschland): Drei lustige Märsche
2002 Petersen Quartett, Stockholm Konserthus (Schweden): Erstes Streichquartett
2002 Philharmonie Köln Opernhaus Köln - Rainer Schottstädt (Bearbeiter): Das geheime Königreich
2002 Orchester der Vereinigten Bühnen Wien: Jonny spielt auf
2003 Petersen Quartett, Konzerthaus Berlin (Deutschland): Erstes Streichquartett
2003 Alte Schmiede Kunstverein Wien: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
2003 Camerata Nomade, Maison des Cultures du Monde Paris (Frankreich): Sinfonische Musik für 9 Instrumente
2003 Österreichisches Kulturforum New York - Austrian Cultural Forum NYC, New York (USA): Monolog der Stella
2003 Deutschland Theater Erfurt (Deuschland): Das geheime Königreich
2004 Student Ensemble of the Western Washington University (USA): Der Diktator
2004 Die Glocke: Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (Deuschland): Monolog der Stella
2004 Burgdorfer Kammerorchester: Konzert für Orgel und Streichorchester
2004 Hochschule für Musik und Theater Hamburg (Deuschland): Das geheime Königreich
2005 Philharmonie Köln, Opernhaus Köln (Deuschland): Jonny spielt auf
2005 Cambridge University Chamber Orchestra, West Road Concert Hall Cambridge (England): Erstes Konzert für Violine und Orchester
2005 Nederlands Philharmonisch Orkest, Amsterdam - Concertgebouw (Niederlande): Reisebuch aus den österreichischen Alpen
2006 Buenos Aires Orquesta Estable del Teatro Colón (Argentinien): Jonny spielt auf
2007 Orchestra ToscaniniPotpourri für Orchester
2007 Noord Nederlands Orkest: Erstes Konzert für Violine und Orchester

Pressestimmen (Auswahl)

17. Februar 1999
"Er war einer, der sich ins Leben stürzte und begierig aufsaugte, was es zu bieten hatte. Ein Künstler, der nicht die Abkehr von seiner Zeit suchte, sondern sich in sie hineinwühlte. Und genauso klang seine Musik. Mit Stücken von ihm könnte man Stilrichtungen des zwanzigsten Jahrhunderts am Werk eines einzigen Komponisten demonstrieren. Spätromantik, Jazz, Zwölftonmusik, Neoklassizismus, serielle und elektronische Musik: All das hat Ernst Krenek komponiert, ohne je ein gesichtsloser Nachamer anderer zu werden."
Abendzeitung (Roland Spiegel)

Quellen/Links

Webseite: Ernst-Krenek-Institut-Privatstiftung

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 20. 11. 2024): Biografie Ernst Krenek. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/58212 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).

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