Tamas Ungvary © Tamas Ungvary
Stilbeschreibung
"Als Komponist wurde Ungvary beeinflußt von György Ligeti, Iannis Xenakis und vom schwedischen Computermusikpionier Jan W. Morthenson."
Tamas Ungvary (1995)
"Ungvarys Absicht ist, Musik entstehen zu lassen, die ohne Anwendung traditioneller Musikinstrumente imstande ist, einen Orchesterklang heraufzubeschwören, ohne allerdings die bekannten Orchesterinstrumente nachzuahmen. Viele seiner Werke entspringen aus dem Spannungsverhältnis von Statik und Dynamik des Klangmaterials. Wo Ungvary traditionelle Instrumente mit Computerklängen kombiniert, leitet er oft das Elektronische kontra Instrumental-Klang aus einer Verschmelzung bis zu einer Ergänzung hinüber. Darüber hinaus versucht Ungvary, dem Spieler durch eigenartige Notationen Freiheitsgefühl zu vermitteln, ihn aber gleichzeitig zu einem sehr genau definierten textuellen, strukturellen und musikalischen Stil und Ausdruck zu zwingen. Ungvary spezielles Interesse gilt der Erforschung der Möglichkeiten, die offenkundigen Kommunikationsprobleme zwischen Computer und Mensch zu lösen und dazu Interpretationsmittel zu erarbeiten, die in der instrumentalen Musik schon vorhanden sind. Aus diesem Grund entwickelte er mehrere eigene Computersprachen (kompositorische Computersprachen), verwendet und konstruiert neue Eingabegeräte, mit denen er nun versucht, den genannten Problemaspekt in seine kompositorischen Arbeiten einzubeziehen."
Auswahl aus Rezensionen
Meine gleichzeitige Beschäftigung mit Darstellungsproblemen der menschlichen Bewegung (choreographische Notation) und die angestrebte Kommunikation zwischen Klangbewegungs- und physikalischen Bewegungs-Systemen (Choreographie) hat die sonographische Darstellungsform aktualisiert. [...] Wenn das Sonogramm das Bild der Musik ist, warum könnte man dann nicht einen Teil, eine Region herausnehmen, welche dem Umfang eines Instruments entspricht, und dieses Sonogramm dann mit einem Fünflinien-System als Orientierungshilfe überdecken. Es hat sich sofort gezeigt, [...] daß die visuelle Information zuviel ist für einen Musiker. Es ist einfach "schwarz", man konnte keine eindeutige Gestalt erkennen. Darum habe ich ein neues Programm entwickelt, welches das Original-Sonogramm filtert und nur die stärksten Bestandteile darstellt. Das Bild ist dann weniger komplex. Die Musiker müssen die visuellen Gestalten nicht als Noten auffassen, sondern als Gestalten, Richtungen in verschiedenen Räumen - im Tonhöhenraum, im Lautstärkenraum, im Klangfarbenraum ihres Instruments. In 'DIS-TANZ' - mein erstes Werk mit dieser Notation - kombiniere ich dann ein Kammerorchester mit den Klängen der elektroakustischen Musik, aus der die Notation entstanden ist. In 'SONO-LOGOS', ein Duo für ein Tasten- und ein Melodieinstrument, lasse ich diese Notation auch auf einer musikalisch-graphischen Ebene autonom wirken. [...]
Tamas Ungvary, im Gespräch mit Dieter Kaufmann, in: "DIS-TANZ. Die Entwicklung einer neuen Notation als Medium von Analyse, instrumentaler Animation, Choreographie und intermedialer Kommunikation", in: Musik &. - Wien 1992, S. 168, 171, 173ff.
Auszeichnungen
1987 Internationale NEWCOMP-Wettbewerb für Computermusik: 1. Preis
1994 Ars Electronica, Linz: Preis
1997 Berufstitel "Professor"
Festival Synthèse Bourges Internationaler Wettbewerb für Elektroakustische Musik in Bourges: Auszeichnungen
zahlreiche Stipendien und Förderungspreise (u.a. von der Alban-Berg-Stftung und der Königlichen Schwedischen Musikakademie)
Ausbildung
1947 Unterricht bei Jenö Plan Violine
1949 Unterricht bei Endre Zarecky Violine
1953–1961 Béla Bartók-Konservatorium, Budapest (Ungarn): Unterricht bei Josef Bonyhadi Kontrabass
1967–1969 Universität Mozarteum Salzburg: Dirigieren (Gerhard Wimberger) - Diplom
1970–1971 Stockholm Institut für Elektronische Musik (Schweden): Kurse für elektronische und Computer-Musik
1980–1981 Digital Equipment Corporation (DEC): Programmierungs- und System-Manager-Kurs für VAX Minicomputer
1981 University of California, San Diego Computermusik-Programmierung
1988 Lund: Meisterkurse für Komposition (Dennis Smaley)
1988 Lund: Meisterkurse für Komposition (Morton Subotnik)
Düsseldorf Dirgentenkurse (Jean Martinon)
Budapest Dirigentenkurse (Albert Simon)
Salzburg Dirigentenkurse (Dean Dixon)
Estoril: Interpretations- und Kammermusikkurse (Sándor Végh)
Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt (Deuschland): Komposition (György Ligeti, Iannis Xenakis)
Tätigkeiten
1956–1957 Budapester Operettentheater (Ungarn): Mitglied des Orchesters
1957–1969 Ungarisches Sinfonieorchester (Ungarn): Kontrabassist
1965 Salzburger Festspiele: Mitglied des Chores
1966 Béla Bartók Theater, Budapest (Ungarn): Dirigent
1967–1968 Ungarisches Jugendorchester: Dirigent
1967–1969 Camerata Salzburg: Solo-Kontrabassist und musikalischer Assistent
1969–1974 freiberuflicher Dirigent in Schweden
1971–1974 Orchester der Stockholmer Musikschulen (Schweden): Dirigent
1972 Regionmusiken, Boden: Dirigent
1973–1974 Statens Normal Skola, Stockholm (Schweden): Leiter des Klanglaboratoriums
1974 Royal College of Music Stockholm (Schweden): Lektor
1974–1980 EMS Elektronmusikstudion Stockholm (Schweden): Stiftelsen Elektro-akustisk Musik i Sverige (EMS): Composer in Residence und Studio-Assistent, Lektor und Technischer Assistent, Assistent der Komponisten Jan W. Morthenson, Erhard Karkoschka, Anestis Logothetis, Dieter Kaufmann etc. und Mitarbeit bei der Realisation von Kompositionen von Boguslaw Schaeffer
1985 Gründung der Kineto-Auditory Communication Research Group (KACOR) zusammen mit dem Choreographen Peter Rajka
1988 - 1990 Stockholm National College of Dance Sweden: Direktor der Kineto-Auditory Communication Research Group (KACOR)
1989 Budapest Magyar Tudományos Akadémia: Berater der Experimental-Musikwissenschaftlichen Gruppe
1989 - 1993 EMS Elektronmusikstudion Stockholm Stockholm Stiftelsen Elektro-akustisk Musik i Sverige (EMS): Künstlerischer Leiter
1990–1995 International Computer Music Association (ICMA): Vorstandsmitglied
1990–1999 Stockholm Königlich Technische Hochschule Stockholm: Forschungsdirektor der KACOR in der Abteilung für Sprachkommunikation und Musikakustik
1991–2001 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Leiter des Lehrgangs für elektroakustische Musik
Auftritte als Live-Performer mit seinem selbstentwickelten Instrumenten, zuletzt mit dem Cyber-Instrument SensOrg (Cockpit + Sentograph)
Gastvorlesungen in Sorrento, Genova, Padova, Helsinki, Wien, Paris, Roma, Stuttgart, Berlin, Hamburg, Bonn, Amsterdam, Den Haag, Utrecht, Peking, Taipei, Hong-kong, Århus, Boston usw.
zahlreiche Veröffentlichungen zur Visualizing-Information für Computermusik-Umgebung, zur Interaktion zwischen Musik und Computerchoreographie, zur interaktiven Live-Elektronik und Echtzeit-Kompositionen
Schüler:innen (Auswahl)
Katharina Klement, Gabriele Proy
Aufträge (Auswahl)
Swedish Broadcasting Corporation / Sveriges Radio
Kulturhuset Stockholm
Institut für Reichskonzerte Stockholm
Royal College of Music Stockholm
Nürnberger Orgelwoche
Kasseler Musiktage: "Neue Musik in der Kirche"
Polskie Radio SA Polnischer Rundfunk Warschau
Festival Inventionen
Les Ateliers UPIC Atelier UPIC Massy
Aufführungen (Auswahl)
1972 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik ISCM World New Music Festival: Seul
1973 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik ISCM World New Music Festival: Basic Barrier
1975 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik ISCM World New Music Festival: Traum des Einsamen
1985 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik ISCM World New Music Festival: L'aube des flammes
1995 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik ISCM World New Music Festival: GRATTIS
Ars Electronica Linz
Aspekte Salzburg Salzburg
Internationale Gesellschaft für Neue Musik - IGNM Österreich
Festival Inventionen, Berlin (Deutschland)
Wien Modern Wien
Budapest Budapester Herbst
Festival Synthèse Bourges (Frankreich) Elektroakustische Musik Bourges: Internationales Festival "Synthèse"
Festival des Arts Electroniques Rennes
International Gaudeamus Music Week
Padua (Padova) / Italien Intermusica Padova
Kassel Kasseler Tage: "Neue Musik in der Kirche"
Rom Musica Verticale Rom
Nürnberg Nürnberger Orgelwoche
Bremen - Deutschland Pro Musica Nova Bremen
Warschauer Herbst
Pressestimmen
1990
Interaction No. 2
"[...] Ein Meisterwerk ... Ich habe diese Komposition gespielt und diskutiert mit vielen meiner Musiksynthese-Klassen an der Berklee College of Music. In jedem Fall bläst es sie buchstäblich weg. Die Adjektive, die sie benutzen um die Erfahrung des Stückes zu beschreiben, reichen von "roh" über "brutal" bis "wild". Meine eigene Wortbeschreibung der Interaction No. 2 ist "brillant"! [...]"
Computer Music Journal Vol.14, No.2 (Richard Boulanger)
9. September 1980
Akonel II.
"[...] ein temperamentvolles Farbenklick [...]"
Svenska Dagbladet (Carl Gunnar Åhlen)
18. Mai 1979
Sinus-Coitus
"[...] Musik mit gigantischer Dramatik, kolossaler Geschwindigkeit, unnachgiebiger Rhytmik. Ein Meisterwerk [...]"
Kathimerini
7. November 1978
Basic Barrier
"[...] schafft Spannung aus dem Gegensatz von lockeren, spielerisch gelösten, farbigen Figuren und massiven, oft verzerrten Blöcken [...]"
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (Klaus Kirchenberg)
5. Juni 1978
Traum des Einsamen
"[...] wohltuend unkoventionell [...]"
Neue Zürcher Zeitung
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 10. 8. 2024): Biografie Tamas Ungvary. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/66478 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).