Stilbeschreibung
"Ich möchte keinen Katalog von etwaigen Möglichkeiten aufzeichnen. Ich will nicht einmal den Eindruck erwecken, als hätte ich ständig etwas Neues auszudrücken. Vielmehr möchte ich die Wandlung, die im Verlauf der Zeit geschieht, "meine Zeit", aufzeichnen. Eine Sinneswandlung von Begebenheiten, die sich unter den Überresten der Wiederholung versteckt hat. Die Wahl der Notationen ist darauf zurückzuführen, daß mich Symbolik fasziniert. Ich erfinde die Notationen, indem ich die vorhandenen Symbole auf meine Art interpretiere, denn kein einziger Satz kann anders (mit anderen Worten, anderen Medien) ausgedrückt werden und dann genauso wirken, genauso aussehen und sich genauso anhören wie dieser Satz.
Ich war daran interessiert, ein und denselben Prozeß in mehreren Blicken und die Beobachtung der Wandlung von einem zum anderen zum Ausdruck zu bringen. Die Idee, eine stufenlose Wandlung als Prozeß zu verdeutlichen, gab ich bald auf. Denn ich mußte feststellen, daß ich mich nicht daran erinnern kann, jemals eine Wandlung im "Jetzt" erlebt zu haben. Ich habe dann eine Wandlung erfahren, wenn sie vollzogen war, und der Prozeß war immer stufig, je nach Art meiner Betrachtung. So wie ich eines Morgens aufstehe und merke, daß ich alt geworden bin. Dann stelle ich fest, daß ein "Vergehen" stattgefunden hat, und zwar nur als Erfahrung. Die Wandlung hat stattgefunden, ohne daß ich es merkte. Daher sehe ich in dem, was ich mache, keinen bedeutenderen Faktor als das "Erinnern"."
Nader Mashayekhi (1995), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 722.
Auszeichnungen
1988 Theodor Körner Fonds Förderungspreis
1990 Stadt Wien Arbeitsstipendium
1997 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur: Staatsstipendium für Komposition
Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Förderung
Alban Berg Stiftung Stipendium
Ausbildung
Konservatorium Teheran Teheran Klavier
Konservatorium Teheran Teheran Harmonielehre
Konservatorium Teheran Teheran Kontrapunkt
1978 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Dirigieren Österreicher Karl
1978 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Elektroakustik Kaufmann Dieter
1978 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Haubenstock-Ramati Roman
1978 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Tonsatz David Thomas Christian
1978 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Tonsatz Urbanner Erich
1987 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Diplom in Komposition mit Auszeichnung
Tätigkeiten
1988 ORF - Österreichischer Rundfunk Wien freier Mitarbeiter
1988 österreichische Staatsbürgerschaft
1989 Wien Gründung des Ensemble Wien 2001
1991 - 1992 Universal Edition Wien Aufbau der Abteilung für computerisierten Notensatz
2006 - 2007 Teheran Chefdirigent des Teheraner Symphony Orchestra
2007 Teheran Gründung des Jungen Philharmonischen Orchesters Teheran
intensive Beschäftigung mit Computer- und Videoinstallationen
internationale Vorträge über Neue Musik
Konzerte als Dirigent bei diversen Ensembles
privater Kompositionsunterricht
Zusammenarbeit mit Solisten wie Auréle Nicolet, Jean Pierre Rampal, Robert Aitken, u.a.
Aufträge (Auswahl)
Berliner Staatsoper Unter den Linden Barenboim Daniel Konzert mit seinem Kammerensemble "Tehran Sinfonietta"
Steirischer Herbst
Aufführungen (Auswahl)
Berliner Philharmoniker
ÖBV - Grabenfest
Hörgänge - Musik in Österreich
Wiener Konzerthaus
Steirischer Herbst
Wien Modern
Cantus
Klangforum Wien
Ensemble Zwischentöne
ORF Radio Symphonieorchester Wien
Konzerte in Europa, USA, Japan, Kanada
Pressestimmen
27. November 2011
Ein besonderer Botschafter des Iran
"In seinem entwurzelten Exilanten-Dasein und in seiner Musik trägt Mashayekhi so den tiefen Konflikt aus, der auch seine Heimat spaltet: Alt und neu, Ost und West, avantgardistische Klangflächen und klassisch-persischer Gesang stehen in seinen Kompositionen unverbunden nebeneinander. Dies gilt auch für Mashayekhis neuestes Werk, "Irdische Offenbarung", das am 3. Dezember bei den Klangwerktagen uraufgeführt werden wird."
Die Welt (Ilja Stephan)
27. August 2012
Der steinige Weg nach Teheran
"Oft sieht man Mashayekhi einsam auf einem langen, steinigen Weg schreiten oder auch durch ein Gewühl von Menschen. Das Ziel sieht man nicht. Solche Bilder prägen den intensiven Film, der von Mashayekhis Vision und seinem Durchhaltevermögen erzählt. Ebenso wichtig sind extrem nah aufgenommene Gesichter Mashayekhis, seiner Musiker und seines Vaters, der seinen Sohn ermutigt, aber auch Schwierigkeiten prophezeit."
Neue Osnabrücker Zeitung (Jan Kapmeier)
Literatur
1997 Günther, Bernhard (Hg.): MASHAYEKHI Nader. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 722–723.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 29. 10. 2024): Biografie Nader Mashayekhi. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/59818 (Abrufdatum: 3. 12. 2024).