Matthias Loibner © Martin Tursic
"Matthias Loibner ist mit seiner Drehleier permanent auf Wanderschaft quer durch Stile und Zeiten. Als gefragter Künstler in unterschiedlichsten Ensembles und Projekten in aller Welt sammelt er die Eindrücke seiner Reisen, Beobachtungen und Begegnungen im faszinierenden Klang der Drehleier. Uralt, noch nie gehört, sanft und sägend, kratzend und wunderschön entstehen dabe zeitlose Hörbilder, gespeist aus einem großen Repertoire zwischen Klassik, Elektronik, Tradition und Imagination.
Für sein expressives Spiel, seine Virtuosität und seine stilistische Bandbreite erhielt er schon Beinamen wie Jimi Hendrix, Astor Piazzola aber auch James Bond oder Harry Potter der Drehleier.
Matthias Loibner wurde 1969 in Österreich geboren und begann Musik zunächst auf Klavier und Gitarre zu spielen. Mit 17 lief er von zu Hause weg um Straßenmusikant zu werden, begann aber später einige Jahre Komposition und Orchesterleitung in Graz (Österreich) zu studieren. Seine Zuneigung zu traditioneller Musik führte ihn jedoch zur Drehleier, der zuliebe er sein Studium beendete und bereits 1994 den ersten Preis beim "Concours des vielles et cornemuses" in St. Chartier (Frankreich) gewann.
Schwerpunkte seiner musikalischen Tätigkeit sind bisher Originalliteratur für Drehleier aus dem französischen Barock (u.a. mit Christophe Coin, Le Concert Spirituel oder Les Musiciens de Saint Julien), die Ersteinspielung von Joseph Haydns Werken für "lira organizzata" (mit Christophe Coin und dem Ensemble Baroque de Limoges), Arrangement und Aufnahme von Franz Schuberts "Winterreise" (mit Nataša Mirković) und die erweiterte Verwendung der Drehleier unter anderem durch elektronische live-Bearbeitung in Jazz, World und improvisierter Musik (u.a. mit Nataša Mirković, Franz Hautzinger, Peter Rosmanith, Lucas Niggli, Basel Rajoub, Christof Dienz, Christian Zehnder, jazzbigbandgraz, Den Sorte Skole, Benedicte Maurseth, Caitriona O'Leary, Ross Daly).
Matthias Loibner komponierte und spielte Film- und Theatermusik ein u.a. für Karl Markovics, Henning Mankell, Dimiter Gotscheff, Thomas Wander und Sandy Lopićić. Er verfasste ausserdem zusammen mit Riccardo Delfino das deutschsprachige Standard-Lehrbuch für Drehleier und unterrichtete an der Academy of Music and Dramatic Arts of Esbjerg, Dänemark, The Royal College of Music in Stockholm, Schweden und in Workshops in vielen Ländern Europas, Japan und Australien.
2008 verwirklichte er die einzigartige multimediale Klanginstallation "TIMEPROJECT", in der vier europäische Bands (Snö, Mitsoura, Palyrria, Familha Artús) aus vier Himmelsrichtungen zusammentreffen, um Zeit und Raum zu überwinden (am Oerol Festival, NL und bei la strada, A)."
Matthias Loibner: Biografie, abgerufen am 24.07.2021 [https://matthias.loibner.net/pro/MatthiasL/MatthiasLoibner_de.pdf]
- Stilbeschreibung
"Matthias Loibner setzt sich keine stilistischen Grenzen und ist offen nach allen Seiten und mit allen Sinnen. Freilich geht es ihm auch darum, verschiedene Sachen zu machen, um die dahinter steckenden Menschen kennenzulernen. Die Lebenszugänge sind denn bei den Leuten sehr different, je nachdem, wo sich das musikalische Selbstverständnis befindet. Für sich mit Barockmusik Beschäftigende geht es da schon mitunter um die beste Pasta im Restaurant, Didgeridoo-Spieler beschäftigen sich mit dem Beseelten ihrer Musik, und Jazzer unterhalten sich etwa darüber, was Herbie Hancock zu diesem oder jenem gesagt hat. So gesehen ist er ein Außenseiter, nicht zuordenbar."
Concerto: Matthias Loibner: "Der persönliche Zugang ist wichtig" (2015), abgerufen am 24.07.2021 [http://www.concerto.at/concerto-ausgaben/ausgabe-62015/matthias-loibner/]- Auszeichnungen
1994 Concours des vielles et cornemuses - Rencontres internationales de Luthiers et Maîtres Sonneurs, St. Chartier (Frankreich): 1. Preis
2005 Porgy & Bess Wien: Austrian World Music Award (mit Ajvar & Sterz)
2006 Österreichischer Rundfunk (ORF) – Ö1: Pasticcio-Preis (für das Album: Vielle à roue - Matthias Loibner)
2007 Magazin "Classica", Paris (Frankreich): Choc - Le Monde de la musique (für das Album: deLirium - Ensemble Baroque de Limoges)
2008 Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten: Förderprogramm "The New Austrian Sound of Music 2009–2010" (mit Ajvar & Sterz)
2011 Österreichischer Rundfunk (ORF) – Ö1: Pasticcio-Preis (für das Album: Winterreise; mit Ajvar & Sterz)
2015 Österreichischer Musikfonds, Wien: Kompositionsförderung
2024 Magistrat der Stadt Wien - MA 7 Kulturamt: Arbeitsstipendium Komposition- Ausbildung
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz: klassische Komposition, Jazzkomposition, Chor- und Orchesterleitung - Studienabbruch
Unterricht u. a. bei: Valentin Clastrier, Riccardo Delfino, Gilles Chabenat
- Tätigkeiten
1994–heute Lehrer (Drehleiertechnik, Barockmusik, Improvisation) bzw. Leiter von Workshops, u.a. an der Academy of Music and Dramatic Arts of Esbjerg (Dänemark), Royal College of Music Stockholm (Schweden), Schola Cantorum Basiliensis (Schweiz) - weitere Workshops in vielen Ländern Europas, Japan und Australien
1995–heute Projekt zur Weiterentwicklung der Alto-Drehleier; gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Wolfgang Weichselbaumer
1997 Autor des Lehrbuchs "Drehleier Spielen"; gemeinsam mit Riccardo Delfino
2004–heute Projekt zur Rekonstruktion der Orgelleier für die Wiederaufführung/Erstaufnahme der dafür komponierten Werke von Joseph Haydn, Ignaz Josef Pleyel u.a.; gemeinsam mit Wolfgang Weichselbaumer, Christophe Coin (Ensemble Baroque de Limoges)
2007–2008 Ö1 Drehleierfestival - Radiokulturhaus Wien: Kurator
2008 multimediale Klanginstallation "The TIMEPROJECT" - Snö, Mitsoura, Palyrria, familha Artús: Umsetzung mit vier europäischen Bands
2009 Neuarrangment der "Winterreise" (Franz Schubert) für Gesang und DrehleierInterpretation von Originalkompositionen für Drehleier aus dem französischen Barock u. a. mit: Le Concert Spirituel, Les Eclairs de Musique, Les Musiciens de Saint Julien, Tobie Miller, Riccardo Delfino
Zusammenarbeit und Kooperationen als Musiker/(Film- und Theater-) Komponist u. a. mit: Wullaza, Sandy Lopicic Orkestar, deishovida, The Big Five, dididumdum, Wild Marmalade, Jazz Bigband Graz, Die Strottern, Den Sorte Skole, Rina Kaçinari-Mikula, Jörg Mikula, Nataša Mirković, Agnes Heginger, Hubert von Goisern, Franz Hautzinger, Manuela Soeiro, Henning Mankell, Dimiter Gotscheff, Sandy Lopicic, Ross Daly, Linsey Pollak, Tunji Beier, Basel Rajoub, Christof Dienz, Christian Zehnder, Benedicte MaursethMitglied in den Ensembles
2004(?)–heute Ajvar & Sterz: Drehleier (gemeinsam mit Nataša Mirković-De Ro (voc))Basel Rajoub & Matthias Loibner: Drehleier (gemeinsam mit Basel Rajoub (sax))
Brot & Sterne: Drehleier, Elektronik (gemeinsam mit Franz Hautzinger (tp, elec), Peter Rosmanith (perc))
La Noblesse Rustique: Drehleier (gemeinsam mit Tobie Miller (Drehleier))
Wiener Wäsche: Drehleier (gemeinsam mit Christof Dienz (zith), Martin Eberle (trp), Peter Rom (git))
Ensemble Baroque de Limoges (Frankreich): Drehleier- Aufträge (Auswahl)
1997 Österreichischer Rundfunk – ORF: Auftragskompositionen
1997 European Broadcasting Association: Auftragskompositionen- Aufführungen (Auswahl)
2008 Nataša Mirković-De Ro (voc), Matthias Loibner, Ernst M. Binder - Drama Graz: Die Winterreise
2008 Nataša Mirković-De Ro (voc), Matthias Loibner, Ernst M. Binder - Drama Graz: Gipsys Lullaby
2008 Oerol Festival (Niederlande): Timeproject - la strada
2015 Puppenspieler Bochdansky, Matthias Loibner (Drehleier), Die Strottern - Glatt & Verkehrt, Krems: Wandertriebe (UA)zahlreiche weitere Auftritte u. a. in: Österreich, Frankreich, Südosteuropa, USA, Uganda, Mosambik, Australien
- Pressestimmen (Auswahl)
24. September 2017
über: Tales of Herbst - Brot & Sterne (Traumton Records, 2017)
"Tun sich einmal drei musikalische Ausnahmekönner, wie sie Franz Hautzinger [...], Matthias Loibner [...] und Peter Rosmanith [...] ganz unbestritten sind, in einem gemeinsamen Projekt zusammen, dann kann man getrost das Besondere erwarten. Und es ist in der Tat so: Die Musik, die dieses Dreiergespann auf seinem Album erklingen lässt, entwickelt wirklich seinen ganz eigenen faszinierenden Sog. Die drei Ausnahmekönner erschaffen den Sound einer ganz eigenen musikalischen Welt. In dieser herrschen Friede, die Schönheit der Dinge und eine lyrische Harmonie zwischen den Elementen, es bläst ein warmer Wind von weiten wüstenähnlichen Ebenen bis hin zu sich mehr und mehr in Herbstfarben zeigenden dichten Wäldern. Es ist ein Ort, an dem ein musikalischer Dialekt gesprochen wird, der seine Einflüsse aus den unterschiedlichsten Richtungen bezieht – aus dem Jazz, der freien Improvisation, der elektronischen Musik, dem Folk, dem Tango, der Filmmusik und aus vielen, vielen anderen Spielformen der Musik [...]."
mica-Musikmagazin: BROT & STERNE – "Tales of Herbst" (Michael Ternai, 2017)26. August 2013
"Der "Jimi Hendrix der Drehleier", wie Matthias Loibner gerne aufgrund seiner expressiven Spielweise genannt wird, zählt auf seinem Instrument ohne Zweifel zu einem der weltweit herausragendsten Persönlichkeiten dieser Zeit und vermag es wie kaum ein anderer, das ursprünglich in der Volksmusik des 18. Jahrhunderts verortete Instrument einer Reihe von unterschiedlichen Musikstilen derart harmonisch zuzuführen, als wäre es von je her ein fixer Bestandteil derer. Dabei trägt er maßgeblich dazu bei, ein fast in Vergessenheit geratenes Instrument wieder publik zu machen, was ihm nicht hoch genug anzurechnen ist."
mica-Musikmagazin: Porträt: Matthias Loibner (Georg Demcisin, 2013)10. August 2008
"Wer wirklich fremde Sprachen liebt, war beim Timeproject von Mathias Loibner, der mit vier europäischen Bands einen vibrierenden Schmelztigel im Augarten verwirklichte, richtig. Dazu seien die Gruppen aus allen vier Himmelsrichtungen vorgestellt: Die Franzosen, Familha Artús, kommen aus der Gascogne und singen eine Form der galloromanischen Sprache Okzitanisch. Die Herren sehen aus wie eine Speed-Metal-Band, die für ein Mittelalterfest engagiert wurde, und klingen phänomenal. Aus dem Norden reisten Snö an: Schweden, die Electronic mit der traditionellen Tanzmusik der Samen kombinieren. Den Osten vertraten Mitsoura aus Ungarn, die getragen von Sängerin Mitsou Gypsy- und Bollywood-Rhythmen mischen. Aus dem Süden ließen die Griechen von Palyrria unheimliche Electrobeats zu Laute und Lyra erklingen. Als sich diese markanten Sounds am Ende vereinten, war das vielleicht das anschaulichste Statement [...]: Heimat ist überall dort, wo dein Beat schlägt."
Der Standard: Viele Reisende, die man nicht ziehen lassen will (Colette M. Schmidt, 2008), abgerufen am 24.07.2021 [https://www.derstandard.at/story/1216918964888/viele-reisende-die-man-n…]- Diskografie (Auswahl)
2019 Tales of Wanderlust - Brot & Sterne (Traumton Records)
2017 Tales of Herbst - Brot & Sterne (Traumton Records)
2015 Lichtungen - Matthias Loibner (Traumton Records)
2010 Winterreise - Matthias Loibner, Nataša Mirković-De Ro (Raumklang)
2007 Zykado - Matthias Loibner, Tunji Beier (Producciones efímeras)
2006 Vielle à roue - Matthias Loibner (cinq planetes)
2006 Ajvar & Sterz - Matthias Loibner, Nataša Mirković-De Ro (Producciones efímeras)
2004 Gipsy's Lullaby - Binder, Loibner, Mirković (Extraplatte)als Interpret
2012 La Lira di Napoli - Ensemble Baroque de Limoges (laborie classique)
2007 Joseph Haydn: deLirium - Quatuor Mosaïques, Ensemble Baroque de Limoges, Christophe Coin (dir) (laborie classique)
2004 Balkea - Sandy Lopicic Orkestar (Network Medien)
2002 Les Maîtres de la vielle baroque - Matthias Loibner, Riccardo Delfino, Norbert Zeilberger, Thomas Wimme, Laurent Le Chenadec (CPO)
2002 Les Saisons Amusantes - Les Eclairs de Musique (Artsmusic)
2001 Border Confusion - Sandy Lopicic Orkestar (Network Medien)
2000 gaisfeld - deishovida (Extraplatte)
1997 not 4 u - deishovida (Almaviva)
1995 fast folk - deishovida (Extraplatte)- Literatur
mica-Archiv: Matthias Loibner
mica-Archiv: Brot & Sterne2007 mica: Ajvar & Sterz in der Bludenzer Remise. In: mica-Musikmagazin.
2007 Felber, Andreas: Jeunesse: Fremde Welten. In: mica-Musikmagazin.
2009 Ternai, Michael: In between Festival. In: mica-Musikmagazin.
2010 mica: Nataša Mirkovic-De Ro, Matthias Loibner und Aniada a Noar präsentieren "Liacht-Svijetlo". In: mica-Musikmagazin.
2010 Rögl, Heinz: Ausstellung "macht musik" im Technischen Museum und das Eröffnungskonzert. In: mica-Musikmagazin.
2011 Ternai, Michael: Nataša Mirković-De Ro & Matthias Loibner präsentieren "Drehleier zur Stimme". In: mica-Musikmagazin.
2011 Ternai, Michael: in between präsentiert Dobrek Bistro & Gäste. In: mica-Musikmagazin.
2015 mica: IN BETWEEN – "Eingereiste" treffen auf "Einheimische". In: mica-Musikmagazin.
2019 mica: DER MUSIKALISCHE ADVENTKALENDER 2019. In: mica-Musikmagazin.
2020 mica: wean hean 2020 – Das Wienerliedfestival. In: mica-Musikmagazin.Publikationen des Künstlers
1997 Loibner, Matthias / Delfino, Riccardo: Drehleier Spielen. Reichelsheim im Odenwald: Verlag der Spielleute.- Quellen/Links
Webseite: Matthias Loibner
Wikipedia: Matthias Loibner
YouTube: Matthias Loibner
austrian music export: Matthias Loibner
Webseite: Brot & Sterne
Webseite: The TIMEPROJECT
cba – cultural broadcasting archive: Meister auf einem fast unbekannten Instrument: Matthias Loibner, Drehleierspieler (Podcast: Das rote Mikro, 2012)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 29. 2. 2024): Biografie Matthias Loibner. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/180511 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).