Yu Yulan © SevenCircles
"1990 in Jiangmien, in einer Stadt in der Nähe Hongkongs im Süden Chinas geboren, hatte [Yulan Yu] zunächst keine besondere Beziehung zu Musik. Im Alter von drei oder vier Jahren ging sie in einen Kindergarten mit Schwerpunkt Musik, da es damals ein Trend war, die Kinder musikalisch zu erziehen. Sie lernte Notenlesen und wurde, wie alle anderen Kinder, zum absoluten Gehör trainiert. Sie lernte E-Piano und Klavier, wobei der Unterricht auf Genauigkeit und Richtigkeit ausgerichtet war, nicht hingegen auf Selbstausdruck. „Deshalb hat mir das Klavierspielen keinen großen Spaß gemacht, aber ich binnicht auf die Idee gekommen, darauf zu verzichten, sondern habejeden Tag ungefähr eine Stunde gespielt.“ Nebenbei sang sie in einem Kinderchor. „Das hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe den Eindruck gewonnen, keine Solistin zu sein, sondern ich wollte mit den anderen Leuten gemeinsam musizieren.“
Im Alter von etwa zehn Jahre hat sie angefangen, Melodien zu schreiben und Pop-Musik zu komponieren und dabei ihr Talent entdeckt. Von der zeitgenössischen Musik aber hatte sie noch keine Ahnung.
Nach der Matura trat im Alter von siebzehn Jahren eine Wende ein: „Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass ich ins Ausland muss. Es war intuitiv. Ich konnte mir nicht vorstellen, an einer chinesischen Musikuniversität zu studieren.“
Die in China geborene Komponistin kam im Alter von achtzehn Jahren nach Österreich und begann mit dem Kompositionsstudium in der Klasse von Klaus Lang, das sie 2019 mit dem Titel Master of Arts mit Auszeichnung abschloss.
„Zufälligerweise gab es damals eine Chinesin aus der gleichen Stadt, sechs Jahre älter als ich, die Komposition an der Kunstuniversität Graz studierte. Als ich sie kontaktierte, hat sie mich gleich angerufen und mir Hilfe für die Aufnahmeprüfung ander Kunstuniversität Graz angeboten. Da hörte ich zum ersten Mal von ‚zeitgenössischer Musik‘. Es war ein Schock. Ich dachte: Kann das auch Musik sein?“"
Yoko Yamada (2023): Auf der Reise zur Selbstentdeckung – Yulan Yu im Porträt. In: mica-Musikmagazin.
"Sie ist zugleich als Musikerin (Keyboard, Guzheng) in verschiedenen Richtungen tätig (Neue Musik, freie Improvisation, experimentelle Musik, Elektronik u.a.). Darüber hinaus versucht sie eine Verbindung zwischen den ungewöhnlichen und den herkömmlichen, den simplen und den mysteriösen, sowie den westlichen und den fernöstlichen Klängen herzustellen."
ORF Musikprotokoll: Yulan Yu (2020), abgerufen am 31.03.2022 [https://musikprotokoll.orf.at/bio/yulan-yu]
- Stilbeschreibung
"Um zu komponieren, braucht sie Inspirationen, Inputs, Ideen, Meditationen. Oft kommen solche aus Bildern oder aus Sprachen. Die sprachbegabte Komponistin meistert Kantonesisch als Muttersprache, daneben Mandarin (Hochchinesisch), Englisch und Deutsch perfekt, und lernte außerdem Französisch und Spanisch. Sie versucht, immer wieder neue Sprachen zu lernen. „Ich habe ein gutes Gedächtnis.“ Sicherlich spielt hier auch ihr Fleiß, Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen, eine große Rolle. In erster Linie faszinieren sie die Klänge der verschiedenen Sprachen, hinzu kommt als zweite Ebene die Semantik, die ihr eine andere Dimension eröffnet.
Sie verwendet oft Luftgeräusche sowie Naturklänge und natürliches Flageolett bei Streichinstrumenten. „Wir sind alle ein Teil der Natur. Zwar ist die Musik ‚artifiziell‘, aber ich stecke viele Naturelemente in die Musik. Ich mag solche natürlichen Klänge.“
Sie nimmt diese Inspiration zuerst als kleine Motive, als Materialien, die sich als Variationen nach einem Plan entwickeln, so, wie sie ein Haus baut. Manchmal gelingt es nach Plan, ab und zu aber auch nicht. In diesem Fall verlangen die Materialien etwas anderes. „Da muss ich flexibel sein. Ich fange aber immer klein an, gebe dann einige Schichten dazu, bilde Variationen und Wiederholungen.“ [...]
Das für die Komposition notwendige Werkzeug, die Kompositionstechnik, gewann sie durch ihren Fleiß und ihr Talent. Jetzt steht ihr die ganze Welt offen – sowohl die Außenwelt mit internationalen Musikern und Musikerinnen sowie ihre Innenwelt, voll von Neugierde, Interesse für Sprachen sowie alle möglichen Klänge und ihren kulturellen Wurzeln. In letzter Zeit traut sie sich, traditionelle chinesische Pentatonik in ihren Werken klingen zu lassen. Umso mehr sind wir gespannt, welche Werke sie in Zukunft zur Welt bringt."
Yoko Yamada (2023): Auf der Reise zur Selbstentdeckung – Yulan Yu im Porträt. In: mica-Musikmagazin.- Auszeichnungen
2013 ZKM-Wettbewerb - Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) (Deutschland): Teilnehmerin (bleibt)
2016 Musikförderungspreis - Stadt Graz: Preisträgerin
2018 Ö1 Talentebörse-Kompositionspreis - Österreichischer Rundfunk (ORF) – Ö1: Finalistin
2019 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur: START-Stipendiatin
2021 Kunstraum Steiermark - Amt der Steirischen Landesregierung: Stipendiatin (gemeinsam mit SevenCircles)
2022 Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport: Kompositionsstipendium- Ausbildung
2006–2009 Xinghai Conservatory of Music, Guangzhou (VR China): Komposition
2009–2014 KUG – Universität für Musik und darstellende Kunst Graz: Komposition/Musiktheorie - BA mit Auszeichnung
2014–2019 KUG – Universität für Musik und darstellende Kunst Graz: Komposition, Komposition für Musiktheater (Klaus Lang) - MA mit Auszeichnung
2018 Workshop "Komposition" - Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt (Deutschland): Teilnehmerin- Tätigkeiten
2017–heute die andere saite, Graz: Mitglied
2017–heute NOW! Oper der Gegenwart, Graz: Obfrau
2018–heute Ulysses Plattform: Mitglied
2020–heute SevenCircles, Graz: Gründerin (gemeinsam mit Alexandra Radoulova, Raimonda Skabeikaité)
2022 Straßenwandler:in - Interdisziplinäre und Partizipative Performance im Öffentlichen
Raum, Wien - Ried/Innkreis - Graz: Konzepterstellerin, Choreographin und Performerin (gemeinsam mit Teresa Doblinger und Alexandra Radoulova)Mitglied in den Ensembles
2013–2016 Quki Ensemblée: Keyboarderin/Pianistin (gemeinsam mit Julian Rogge (git), Matej Bunderla (sax), Ivan Trenev (acc))
2014–2015 mad and mod: Keyboarderin, Sängerin (gemeinsam mit Anna Kropfelder (voc))
2016–2019 Nos Incogniti: Keyboarderin (gemeinsam mit Juan Pablo Trad Hasbun (db, git, elec), Guillermo Villegas Aleman (dr))- Aufträge (Auswahl)
2019 open music Graz: Morgen sowie Gestern
2020 impuls Ensemble- und Komponistenakademie, Graz: z
2020 die andere saite: flows
2021 Vertixe Sonora (Spanien): Trespass
2021 between feathers ensemble: Love Songs- Aufführungen (Auswahl)
2013 Hörraum: Atmosphären - Akademie der Künste Berlin (Deutschland): bleibt (UA)
2013 Schola Heidelberg, Walter Nussbaum (dir) - Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Arbeiterkammer Graz: a lia nolia (UA)
2015 Shanghai Sinfonietta, Helmut List Halle Graz: A Coward's Philosophy (UA)
2016 Anton Bruckner Privatuniversität Linz: Favorite Joke (UA)
2017 Ensemble Zeitfluss, Edo Micic (dir) - anlässlich des Kulturjahrs 2017 Österreich-Kroatien - ÖGZM – Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik, die andere saite, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz: Invitation (UA)
2018 Festival "Beyond Cinema", Künstlerhaus Graz: Last (UA)
2018 Noricum - impuls Ensemble- und Komponistenakademie, Museum der Wahrnehmung Graz: Mägen (UA)
2019 Concept Store, Musikerwohnhaus Basel (Schweiz): Leap (UA)
2019 Barbara Konrad (vl), Susanne Scholz (vl) - die andere saite, Schatzkammer Kapelle in der Mariahilferkirche: Bars (UA)
2019 Klangforum Wien - Konzertreihe "Junge Stücke" - open music Graz, Museum der Wahrnehmung Graz: Morgen sowie Gestern (UA)
2020 Doris Adam (vc), Karin Adam (vl), Martin Först (pf), Haus der Kunst Baden: Means (UA)
2020 Schallfeld Ensemble - impuls Ensemble- und Komponistenakademie, Priesterseminar Graz: z (UA)
2020 Stadler Quartett - Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Dom im Berg Graz: flows (UA)
2021 Vertixe Sonora, Vertixe 9, Edificio Castelao do Museo de Pontevedra (Spanien): Trespass (UA)
2021 Vertixe Sonora - Xornadas de Música Contemporánea, Auditorio de Galicia Santiago de Compostela (Spanien): Lilith (UA)
2021 between feathers ensemble - open music Graz, Museum der Wahrnehmung Graz: Love Songs (UA)
2022 Ensemble Zeitfluss, Edo Micic (dir), Kulturzentrum bei den Minoriten Graz: FREYA (UA)- Pressestimmen
20. Juli 2018
"Sieger des Ö1 TALENTEBÖRSE-KOMPOSITIONSPREIS ist MATHIAS JOHANNES SCHMIDHAMMER von der UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST WIEN. [...] Die Jury wählte drei Komponierende in die finale Entscheidungsrunde: Yulan Yu, Lorenzo Troiani und Mathias Johannes Schmidhammer. Ihnen attestierte das Gremium besonders großes Potenzial. Nach intensiver Diskussion hat die Jury den mit 10.000 Euro dotierten Ö1 Talentebörse-Kompositionspreis an Mathias Johannes Schmidhammer vergeben [...]."
mica-Musikmagazin: Ö1 Talentebörse-Kompositionspreis 2018 geht an Mathias Johannes Schmidhammer (mica, 2018)- Literatur
2015 mica: schauschall Fest 2015. In: mica-Musikmagazin.
2018 mica: impuls MinutenKonzerte. Galerienrundgang mit Musik. In: mica-Musikmagazin.
2018 mica: Ö1 Talentebörse-Kompositionspreis 2018 geht an Mathias Johannes Schmidhammer. In: mica-Musikmagazin.
2020 mica: Impuls: Text im Klang #4. In: mica-Musikmagazin.
2023 Yamada, Yoko: Auf der Reise zur Selbstentdeckung – Yulan Yu im Porträt. In: mica-Musikmagazin.- Quellen/Literatur
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Webseite: SevenCircles
Webseite: NOW! Oper der Gegenwart
Facebook: NOW! Oper der Gegenwart
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 7. 8. 2024): Biografie Yulan Yu. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/204951 (Abrufdatum: 24. 12. 2024).