Amann Gerold

Vorname
Gerold
Nachname
Amann
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Ausbildner:in
Musikpädagog:in
Autor:in
Genre
Neue Musik
Geburtsjahr
1937
Geburtsort
Schnifis
Geburtsland
Österreich
Todesjahr
2025

"Gerold Amann, geboren am 31. Oktober 1937 in Schnifis, studierte nach seiner Matura zunächst kurzzeitig Architektur, danach Schulmusik und Philosophie sowie Psychologie und Musikwissenschaft in Graz. Anschließend unterrichtete er am Gymnasium in Bludenz und am Vorarlberger Landeskonservatorium.

Amanns künstlerisches Schaffen umfasst Orchester- und Bühnenwerke, Musik für Hörspiel, Film und Kabarett sowie Kammermusik für verschiedenste Besetzungen. Sehr bekannt und unverwechselbar sind seine Freilichtproduktionen (z.B. "Goggalori", "Apokalypse" oder "Triungulus"), in denen er soziale, religiöse und philosophische Themen mit Musik, Text, Tanz und Szenarium zu aufsehenerregenden Aufführungen verdichtete.

Die Aufführungen sind ebenfalls beachtlich: Musikprotokoll im steirischen herbst Graz, Forum für zeitgenössische Musik Feldkirch, Internationales Musikfest Kiew, Bregenzer Festspiele, Wien, Salzburg, Rostok, Breslau, Krakau, Riga, Helsinki, Malmö, Chios, Chania (Kreta), New York, Indianapolis, Ohio (Erie), Boston, Shanghai, Peking, Kanton; TV-Ausstrahlungen: Goggalori, Spektakel, Waldeslust, Das Lederhosenballett; Zeitton-Porträt ORF u.a."
Amt der Vorarlberger Landesregierung: LH Wallner gratulierte Komponist Gerold Amann zum 80. Geburtstag [https://presse.vorarlberg.at/land/dist/vlk-55354.html]

Stilbeschreibung

"Gerold Amann entwickelt seine Musik nicht aus musikhistorischen Gegebenheiten, sondern sucht nach alternativen kompositorischen Ausgangsmaterialien. Sein Desinteresse an Trends innerhalb der sogenannten Neuen Musik macht ihn zum Außenseiter, [...].

Jahrelang beschäftigte sich Amann mit Tonbandaufzeichnungen von Vogelgesängen und Umweltschall, die er verlangsamte, transkribierte und in Form von Kompositionsstudien musikalisch verarbeitete. [...]

Dann wurde die Rhythmik für die Werkkonzeptionen wichtig, denn das musikalische Geschehen wurde hauptsächlich nach ihr ausgerichtet. [...]

Das Anliegen, gesellschaftlich relevante Aktivitäten zu setzen, war und ist im kompositorischen Schaffen von Gerold Amann bedeutend. [...]

Seit einiger Zeit beschäftigt sich Gerold Amann wieder zunehmend mit der Transformation von Schallereignissen und Naturlauten, die wesentliche Voraussetzungen für die Konzeption der melodischen Linien seiner neuesten Werke sind."
Musikdokumentation Vorarlberg: Gerold Amann. Kompositionsstil, abgerufen am 2.12.2025 [https://mudok.at/amann-gerold/]

"Amann entfaltet seine Musik nicht aus musikhistorischen Gegebenheiten, sondern sucht nach alternativen kompositorischen Ausgangsmaterialien. Sein Desinteresse an Entwicklungen innerhalb der sogenannten Neuen Musik macht ihn zum Außenseiter, zumal sein Augenmerk viel mehr auf naturwissenschaftliche, psychologische und philosophische Wissensgebiete, die er sich für seine kompositorische Arbeit zunutze macht, gerichtet ist. Musikalische Quellenmaterialien sind meistens Schallereignisse oder andere Gegebenheiten aus der Natur und Umwelt.
Jahrelang beschäftigte sich Amann mit Tonbandaufzeichnungen von Vogelgesängen und Umweltschall, die er verlangsamte, transkribierte und in Form von Kompositionsstudien musikalisch verarbeitete. Sein Bestreben lag in der Suche nach isomorphen Binnenstrukturen, denn Amann ist überzeugt davon, daß ganz bestimmte Naturgesetzmäßigkeiten die verschiedensten Schallereignisse auszeichnen. Diese ausfindig zu machen und musikalisch zu verarbeiten, war bis Ende der achtziger Jahre sein kompositorisches Hauptinteresse.
Die Rhythmik ist für Amanns Werkkonzeption sehr wichtig, denn das musikalische Geschehen wird hauptsächlich nach ihr ausgerichtet. Damit verbunden sind Zahlenverhältnisse, denen Analogien zwischen rhythmischen Tondauernverhältnissen, Zahlenverhältnissen der Obertonreihe und den gebräuchlichen Intervallen zugrunde liegen. Amann begeistert sich überdies für die Keplerschen Planetenberechnungen, in denen er das beste Beispiel für das "Walten von Proportionen" sieht.
Das Anliegen, gesellschaftlich relevante Aktivitäten zu setzen, wird im kompositorischen Schaffen von Gerold Amann immer bedeutender. Er bekundet dies, wenn er seine Ausgangsüberlegungen formuliert: "Ich versuche Laienspiele zu machen, die nicht einfach nur schlechter gespieltes Profitheater sind. Mit anderen Worten, was Laien gültig machen können, sind Gruppenleistungen, Chöre, Tanzgruppen, aber auch ganz andere Dinge, wie etwa Motorradfahren."
Fritz Jurmann (1994): Zeittonporträt Gerold Amann. Sendung Ö1, zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 243–244.

Auszeichnungen & Stipendien

1974 Amt der Vorarlberger Landesregierung: Ehrengabe für Kunst und Wissenschaft
1986 Junge CA: Kompositionspreis
1988 Carl Maria von Weber Kompositionswettbewerb - Stadt Dresden (Deutschland): 3. Platz (Wärmelehre)
1988 Kompositionswettbewerb - Vorarlberger Sängerbund: 1. Preis
1993 Amt der Vorarlberger Landesregierung: Ehrengabe für Kunst und Wissenschaft
2003 Internationaler Kompositionswettbewerb zur Olympiade Griechland 2004 - Hellenikon Idyllion (Griechenland): Ehrenvolle Nennung (Olympias Agona)
2013 Amt der Vorarlberger Landesregierung: Silbernes Ehrenzeichen

Österreichischer Blasmusikverband: Kompositionspreis

Ausbildung

Musikschule der Stadt Feldkirch: Klavier, Komposition (Ferdinand Andergassen)
Gymnasium Feldkirch: Matura

195?–1963 Karl-Franzens-Universität Graz: Architektur (abgebrochen), Philosophie, Psychologie - Dr. phil. (Psychologie, Ferdinand Weinhandl)

Akademie für Musik und darstellende Kunst Graz: Komposition (Waldemar Bloch), Musikerziehung, Musikwissenschaft - Diplom

Tätigkeiten

1963–1997 BG/BRG Bludenz: Lehrer (Musik, Philosophie)
1964–1980 Kabarettgruppe "Die Wühlmäuse": musikalischer Leiter
1973–2016 BURG.SPIEL.JAGDBERG: Initiator, musikalischer Leiter/Komponist - Inszenierung/Realisierung von Musiktheateraufführungen mit Laiengruppen
1977–1997 Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch: Professor (Musikgeschichte, Formenlehre, Komposition, Rhythmustheorie)
1997–2025 freischaffender Komponist
2004–2005 Hannover (Deutschland): Umsetzung einiger Musikprojekte (mit Eckhart Liss)

Schlins: Chorleiter
Röns: Kirchenorganist

Schüler:innen (Auswahl)
Johanna Doderer, Gerald Matthias Futscher, Johannes Wohlgenannt Zincke, Stefan Albert, Georg Friedrich Haas, Michael Floredo, Anton Reitzenstein

Zusammenarbeit u. a. mit: Gunter Schneider, Peter Herbert, Murat Üstün, Rolf Aberer, Ulrich Troy, Evelyn Fink-Mennel, Josef Amann

Mitglied in den Ensembles
Dorfkapelle Schnifis: Klarinettist

195?–1963 Graz: Mitglied in einer Jazzband

Aufträge (Auswahl)

2007 Symphonieorchester Vorarlberg: Kunstdebatte
2009 Bürgermusik Bezau: Tanzmaschinen

Aufführungen (Auswahl)

1977 BURG.SPIEL.JAGDBERG, Burgruine Jagdberg Schlins: Goggalori (UA)
1977 BURG.SPIEL.JAGDBERG, Burgruine Jagdberg Schlins: Spektakel (UA)
1980 Rheinische Philharmonie, Pierre Stoll (dir) - Forum für zeitgenössische Musik Feldkirch: Fensterflügel und Nachtigall (UA)
1981 ORF Big Band - Österreichischer Rundfunk (ORF) – Landesstudio Vorarlberg, Dornbirn: Mi Hämatle (UA)
1981 Hans Kann (pf) - Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Graz: Veränderung (UA)
1985 Würzburg (Deutschland): Zwei Luftschlösser (UA)
1985 ORF-Symphonieorchester, Lothar Zagrosek (dir) - anlässlich der 2000 Jahr-Feier der Stadt Bregenz, Bregenz: Römermusik (UA)
1986 oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik, Klaus Ager (dir): Streichquartett Nr. 2 (UA)
1987 BG/BRG Bludenz: Wärmelehre (UA)
1989 anlässlich einer Vernissage, Zürich (Schweiz): Raggi Risuonanti (UA)
1990 BURG.SPIEL.JAGDBERG, Burgruine Jagdberg Schlins: Apokalypse (UA)
1990 Kyiv Camerata, Valerie Matjuchin (dir): Stilleben (UA)
1992 Eva Burkhard-Böhi (vc), Lydia Genner (vc), Maria Schweizer (vc), Penelope Gunter (vc) - Eigenverlegerverband Österreichischer Komponisten, Salzburg: Bewegungen (UA)
1994 Salzburg: Triungulus (UA)
1994 Hastings/Michigan (USA): Waldeslust (UA)
1996 Symphonieorchester Vorarlberg, David Angus (dir), Festspielhaus Bregenz: Lucy (UA)
1997 Sonus Brass Ensemble, Dornbirn: O Holding Kunst (UA)
1998 Stella Brass, Josef Amann (dir), Feldkirch: Eirene (UA)
1998 Christina Ascher (s), Maria Marxer (ms), Nicolas Isherwood (bar), Sandra Thomei (a), Christian Büchel (t), Patrik Katzmann (bar), Ensemble New Art, Selim Fuat Kent (dir), Spielboden Dornbirn: Fundevogel (UA)
1998 Peter Herbert (dir) - ANY Art Festival, New York (USA): Hassgeschichte (UA)
1998 Wiener Concert-Verein, Charles A. Ansbacher (dir), Kornmarkttheater Bregenz: Ein Bodenseejahr (UA)
1999 Ensemble New Art, Selim Fuat Kent (dir) - Sommerausstellung Mehrerau, Bregenz: Concertino (UA)
1999 Deutschlandsberg: 6 Kurzgeschichten (UA)
2000 Feuerwehr- und Kulturhaus Hittisau: Hydra (UA)
2002 aktionstheater ensemble, Spielbodenchor, Ulrich Gabriel (dir), Spielboden Dornbirn: Das Albtraummännlein (UA)
2003 BURG.SPIEL.JAGDBERG, Burgruine Jagdberg Schlins: Formicula (UA)
2004 Hermannshof Völksen bei Hannover (Deutschland): Höllenfahrt im Freiballon (UA)
2005 Evangelischer Kirchentag, Haus der Regionen Hannover (Deutschland): Lurenmusik (UA)
2007 epos:quartett, Feldkirch: 5 Gibbongesänge (UA)
2007 Hausmusik Fink, Künstlerhaus Bregenz: 5 x 16 Laute für Herbert (UA)
2007 Karl Markovicz (spr), Sonus Brass Ensemble, Remise Bludenz: Ungeheuerliches trug sich zu … (UA)
2007 Symphonieorchester Vorarlberg, KornmarktChor, Gerard Korsten (dir), Festspielhaus Bregenz: Kunstdebatte (UA)
2008 Lembe Lokk (a), Camillo dell'Antonio (t), Ursula Langmayr (s), Anna Clare Hauf (s), Margot Oitzinger (a), Rudolf Brunnhuber (ct), Bernd Lambauer (t), Florian Ehrlinger (t), Matthias Helm (b), Dieter Kschwendt (b), Alex Ladstätter (cl), Bernd Konzett (db), Benny Omerzell (e-pf), Toni Eberle (e-git), Flip Philipp (vib), Christian Eberle (perc), Josef Novonty (elec), Peter Herbert (dir) - Verein allerArt Bludenz, Bludenz Kultur, Remise Bludenz: Hassgeschichte (UA überarbeitete Version)
2009 Musikverein Bezau, Musikverein Bizau, Musikverein Reuthe, Bezau: Tanzmaschinen (UA)
2011 Ensemble plus, Kornmarkttheater Bregenz: Schallfossile (UA)
2012 Michaela Lengauer (hf) - Österreichischer Rundfunk (ORF) – Landesstudio Vorarlberg, Dornbirn: 7 Zauberformeln (UA)
2012 Martin G. Kunze (voc), Johanna Weiß (s), Maja Wolniak (a), Arne Hellberg (t), Hermann Waltsgott (b), Mirko Köster (schsp), Christa Assel (schsp), Erwin Delekat (schsp), Hartmut Zilse (schsp), Christa Schneider (schsp), Eckhart Liss (schsp), Gerd Krause (schsp), Quilisma Jugendchor: Leona Bornemann, Ronja Bornemann, Theresa Kawalek, Maria Sandig, Sonja Sandig, Luise Schaefer, Larissa Semke, Gesangverein Augusta Völksen von 1887 e. V., Tamara Gliserin (dir), Hermannshof Völksen bei Hannover (Deutschland): Die Vögel (UA)
2013 Evelyn Fink-Mennel (voc), Anna Adamik (pf) - anlässlich der Eröffnung des Vorarlberg Museums - Vorarlberg Museum, Bregenz: Alemannische Urviecher (UA)
2014 BURG.SPIEL.JAGDBERG, Burgruine Jagdberg Schlins: Die Vögel (UA überarbeitete Version)

Pressestimmen (Auswahl)

06. August 2017
"Auch das zweite Konzert des Wiener Concert-Vereins anlässlich des 80. Geburtstages von Gerold Amann im vorarlberg museum war ein schönes Fest. Im Mittelpunkt standen an diesem Abend Gerold Amanns "Naturstudie für Flöten" und "Ö! Zur Lage der Kulturnation". Beide Werke brachten seinen individuellen künstlerischen Standpunkt eindrucksvoll zur Geltung [...]. Mit einer faszinierenden Werkdeutung der "Naturstudie für Flöten" von Gerold Amann eröffneten Erwin Klambauer und Alexandra Uhlig den anregenden Abend. Eigentlich sind die Transkriptionen von Vogelgesängen für eine Soloflöte notiert. Doch die beiden Musiker brachten durch die Aufstellung im Raum, vor dem passenden Ausblick durch das große Fenster direkt in eine Baumkrone, eine stimmungsvolle Note ein. Außerdem spielten die Musiker reizvoll mit dem Raumklang im Vortragssaal des vorarlberg museums. Auf diese Weise und im prägnanten Spiel der beiden entwickelten sich die Gesänge der Amsel, der Birkhahnbalz, der Kohlmeise und anderer zu feinsinnigen musikalischen Gebilden, mit denen die Natur direkt in den Konzertsaal herein geholt wurde. Dem Spiel hörte das Publikum höchst konzentriert und mucksmäuschenstill zu und erhöhte damit die Wirkung zusätzlich. Auch Gerold Amanns Komposition "Ö! Zur Lage der Kulturnation" für drei Bratschen hat längst seinen Weg in den Konzertsaal gefunden. Auch bei dieser Interpretation kam der zugleich humorvolle und auch zeitkritische Charakter des geistreichen Stückes mit vielen Zitaten und Anspielungen voll zur Geltung und amüsierte die Zuhörenden. Werner Frank und Isabella Stepanek an den Bratschen verkörperten ihre Rollen, unterstützt von Martin Lehnfeld, hervorragend."
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft: Lockrufe, Blütenfarben und Wasser – "Zeitklang im Museum II" – zum 80. Geburtstag von Gerold Amann vereinte vielschichtige Werke miteinander (Silvia Thurner, 2017), abgerufen am 02.12.2025 [https://www.kulturzeitschrift.at/kritiken/musik-konzert/lockrufe-bluetenfarben-und-wasser-zeitklang-im-museum-ii-zum-80-geburtstag-von-gerold-amann-vereinte-vielschichtige-werke-miteinander]

22. Juli 2009
"Groß angelegte Laienspiele und Musiktheater in Ruinen, Steinbrüchen oder an landschaftlich exponierten Orten nehmen im Gesamtschaffen des Vorarlberger Komponisten einen wichtigen Stellenwert ein. Sein neuestes Projekt nennt sich "tanzmaschinen" und bringt Landmaschinen und Blasmusik in einen nicht alltäglichen künstlerischen Dialog zueinander [...]. Derzeit läuft eine Produktion in Bezau im Bregenzerwald, wo Traktoren und vielerlei Landmaschinen zu Amanns Musik, die von drei Blasmusikkapellen gespielt wird, tanzen. Anlass für dieses außergewöhnliche Spektakel ist die 180-Jahr Feier der Bürgermusik Bezau, bei der auch die Vereine der Nachbargemeinden Bizau und Reuthe mitwirken [...]. Die Tänzerin Ursula Sabatin erarbeitet eine Choreografie für die Aktionen der landwirtschaftlichen Maschinen. Neben den etwa hundertzwanzig MusikantInnen wirken als Protagonisten fünfundzwanzig Landwirte mit ihren Geräten, Maschinen und Fahrzeugen mit. Auftreten werden neue und alte Traktoren, Kreisler, Transportmaschinen, Jauchekarren und viele andere. Die Maschinen sind so individuell und vielseitig wie die mitwirkenden Menschen selbst [...]. Im Zentrum aller Produktionen, die Gerold Amann in dieser Art konzipiert hat, steht der Leitgedanke, dass Laien unter professioneller Anleitung zu einem gemeinsamen künstlerischen Projekt zusammen geführt werden. Überzeugt davon, dass Laien vor allem gute Gruppenleistungen bringen können, stellt der Komponist dem Profitheater eine alternative Spielart zur Seite. Gruppen – und nicht Einzelpersonen und Hauptdarsteller – sind in allen Produktionen die Hauptakteure. "Laientheater, das nach den gleichen Regeln wie Profitheater funktioniert, ist das schlechtere Profitheater. Ich möchte aber ein anderes Theater schaffen und nicht 'nur' ein schlechteres Profitheater." Aus diesem Gedanken heraus entwickelte Gerold Amann bislang stets maßgeschneiderte Werke und kreierte sowohl in künstlerischer als auch in soziokultureller Hinsicht etwas Originäres. Die zu einem wesentlichen Teil aus der Bevölkerung heraus entwickelten und von unzähligen Beteiligten getragenen Aufführungen, noch dazu auf einem derart hohen künstlerischen Niveau, sind einzigartig."
mica-Musikmagazin: tanzmaschinen – Die Musik spielt zum Tanz der Landmaschinen (Silvia Thurner, 2009)

12. Juli 2003
"Amann bezog sich dabei auf sein neues Stück, gemeinsam mit dem Komponisten Gerald Futscher auf der Ruine Jagdberg mit der Spielgemeinde Schlins erarbeitet: "Formicula". In der Regie von Brigitta Soraperra und der Choreographie von Ursula Sabatin haben Amann und Futscher etwas auf die Bühne gezaubert, das eigentlich ohne Beispiel ist. Es geht um das Leben in einem Ameisenvolk, alles kommt vor, Hochzeit, Arbeit, Kampf, Überleben, Neubeginn. Das alles, ohne daß auch nur ein einziges Wort gesprochen wird. Und dennoch alles in der Handlung klar ist. Das Verständnis des Klangspiels hat nur eine einzige Grundlage: Die Musik, die durch Geräusche zum Klangbild wird. Es wird kein einziges Instrument verwendet, das man kennt, alles gründet auf der Phantasie von Gerold Amann und Gerald Futscher, ebenso auf der Phantasie jener, die diese "Instrumente" geschaffen haben. Zum Teil waren das Lehrlinge aus Betrieben, die mit den Schlinsern zusammenarbeiten, auf diese Art eine besondere Form des Sponsorings leisten. Damit kippt "Formicula" auch auf dieser Ebene vollkommen aus dem üblichen Rahmen [...]. Mit geringsten finanziellen Mitteln wird eine herausragende, eine tatsächlich sehens- und hörenswerte Produktion auf die Beine gestellt."
Vorarlberger Nachrichten (Walter Fink)

Diskografie (Auswahl)

2009 NeueMusikLesebuch 01, Gerold Amann, Hassgeschichte (Bucher Druck Verlag Netzwerk)
2008 Musik aus Feldkirch 25. Unsere Zeit/Ein Querschnitt (1) Gerold Amann - Duo Evelyn Fink & Ulrich Gabriel (MFF)
1997 Gerold Amann: Kompositionen (ORF Vorarlberg)

Tonträger mit seinen Werken
1999 40 Jahre Österreichischer Blasmusikverband (Österreichischer Blasmusikverband) // CD 2, Track 6: Wilder Marsch
1998 Sonus Brass gibt Gas - Sonus Brass (Self-Release Sonus Brass)
1995 Waldek • Amann • Grassl • Strobl • Ager: Neue Musik Österreich 1 (Balance) // Track 2: Bewegungen Für Vier Violoncelli
1994 33 Lieder: Gesang in Vorarlberg - Spielbodenchor (ORF Vorarlberg/unartproduktion)
1986 Pop Und Klassik - Jugendorchester Dornbirn (LP; PAN) // B4: Ju-Do-Swing

Literatur

mica-Archiv: Gerold Amann

1986 Lang Siegfried: «Amann, Gerold». In: Lexikon österreichischer U-Musik-Komponisten im 20. Jahrhundert. Wien: Pillerdruck, S. 9.
1990 Thurner, Silvia: "Fensterflügel und Nachtigall": eine stilistische und kompositionstechnische Beschreibung der Tonbandstudien von Gerold Amann. Universität Salzburg: Diplomarbeit.
1993 Thurner, Silvia: Melodie ist Rhythmus in einer anderen Zeitebene ... Zur Kompositionstechnik von Gerold Amann. In: Kultur Nr. 11|1993, S. 12–15.
1994 Goertz, Harald / Österreichischer Musikrat (Hg.): AMANN Gerold. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik, Band 9). Kassel u. a.: Bärenreiter Verlag, S. 24–25.
1994 Thurner, Silvia: "Triungulus" - Dokumente von Menschen, Tieren und Maschinen von Gerold Amann. In: Kultur Nr. 5|1994.
1994 Thurner, Silvia: Die Metamorphose des "Triungulus" ist ein Beispiel für die absolute Sicherheit in der absoluten Fragilität. Interview mit Beda Percht. In: Kultur Nr. 6|1994, S. 14–16.
1994 Thurner, Silvia: "Über Querwölfe und Luftschlösser": die Kompositionstechnik von Gerold Amann. Universität Salzburg: Dissertation.
1997 Thurner, Silvia (Hg.): SESSANTA. Zum sechzigsten Geburtstag von Gerold Amann. Dornbirn: Vigl.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): AMANN Gerold. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 243–245.
1998 Thurner, Silvia: FUNDEVOGEL – Bist du frei und wild gewesen, wirst bald flügellos und reif. In: Kultur Nr. 9|1998, abgerufen am 03.12.2025 
2002 Thurner, Silvia: Die Temperatur einer Szene spüren. In: Kultur Nr. 1|2002, abgerufen am 03.12.2025 [https://mudok.at/wp-content/uploads/2018/03/Amann-Albtraummaennlein-Kulturzeitschrift.pdf].
2003 Thurner, Silvia: Theaterabenteuer In der Burgruine erleben. In: Kultur Nr. 1|2003, abgerufen am 03.12.2025 [https://mudok.at/wp-content/uploads/2018/03/Amann-Formicula-2003-1-kulturzeitschrift.pdf].
2007 Thurner, Silvia: «Dinge beobachten und dort abholen, wo sie entstehen» – Gerold Amann hat einige neue Werke komponiert. In: Kultur Nr. 4|2007, abgerufen am 02.12.2025 [https://mudok.at/wp-content/uploads/2018/03/Amann-2007-Kulturzeitschrift.pdf].
2008 Thurner, Silvia / Klocker, Gerhard: Von Evas Brut, dem Iltisgesang und dem Doppelzüngigen – Zur Hassgeschichte von Gerold Amann. In: Kultur Nr. 3|2008, abgerufen am 03.12.2025 [https://mudok.at/wp-content/uploads/2018/03/Amann-Hassgeschichte-Kulturzeitschrift.pdf].
2009 Thurner, Silvia: tanzmaschinen – Die Musik spielt zum Tanz der Landmaschinen. In: mica-Musikmagazin.
2009 Thurner, Silvia: Gerold Amanns "Hassgeschichte" als "NeueMusikLesebuch". In: mica-Musikmagazin.
2011 Der Spielbodenchor sucht den gesellschaftlichen und künstlerischen Dialog – Hommage an die Komponistenfreunde Gerold Amann und Murat Üstün. In: Kultur Nr. 10|2011, abgerufen am 03.12.2025 [https://mudok.at/wp-content/uploads/2018/03/Amann-Uestuen-Kulturzeitschrift.pdf].
2012 Thurner, Silvia: Der Vorarberger Komponist Gerold Amann in Gespräch. In: mica-Musikmagazin.
2012 Thurner, Silvia: Unerhörtes humorvoll und ausgeklügelt an die Oberfläche bringen – Gerold Amann im Porträt. In: mica-Musikmagazin.
2014 Thurner, Silvia: "Wenn sich Vögel wie Götter fühlen, dann singen sie" – Gerold Amann im Interview. In: mica-Musikmagazin.
2025 Thurner, Silvia: Er hörte die Welt und ließ sie klingen. Zum Abschied von Gerold Amann, einem prägenden Wegbereiter. In: mica-Musikmagazin.

Eigene Publikationen (Auswahl)
1965 Amann, Gerold: Legeaktivität im Gestaltlegetest: Der Einfluß der Kohärenz. Graz: Dissertation.
1972 Amann, Gerold: Naturbeobachtung im Musikunterricht. Am Beispiel des Vogelgesangs. In: Benedikt, Erich et al. (Hg.): Musikerziehung I. Neue Wege der Schulmusikerziehung. Bericht über die gesamtösterreichische Arbeitstagung für Musikerzieher an allgemeinbildenden höheren Schulen in Krems vom 28. August bis 1. September 1972 (Beiträge zur Lehrerfortbildung 11). Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, S. 48–60.
1979 [1981] Amann, Gerold (Hg.): Laurentius von SCHNIFIS: Eine Werkauswahl in 2 Bänden. Innsbruck: Verlag Helbling.

Quellen/Links

Wien Modern: Gerold Amann
Webseite: BURG.SPIEL.JAGDBERG
Universal Edition: Gerold Amann

Familie: Michael Amann (Neffe)